Halbjahreszeitschrift, Heft 14, November 2001


A T H E N E

Frauen - Medizin - Wissenschaft - Information

an der MUL



I n h a l t


Editorial

Das Wintersemester 2001/2002 ist erfolgreich gestartet und bestätigt einmal mehr den Hochschulstandort Lübeck.

Der neue Studiengang "Molekulare Biotechnologie" scheint zum richtigen Zeitpunkt etabliert worden zu sein und hat die Neugier und das Interesse vieler AbiturientInnen geweckt. Insbesondere Schülerinnen scheinen von dem neuen Studiengang angesprochen.

Auch die Nachfrage nach einem Medizinstudienplatz ist nach wie vor ungebrochen. In diesem Kontext ist die Einführung des "POL" nicht zu unterschätzen; viele Studierende haben sich aus diesem Grund Lübeck als Wunschstudienort ausgesucht.

Die Informatik stabilisiert sich weiterhin und ihre anwendungsbezogenen Studienschwerpunkte sind ebenfalls insbesondere für Frauen ein guter Grund, in Lübeck zu studieren.

Hier die Zahlen im einzelnen: In diesem Wintersemester haben insgesamt 187 Studierende das Studium der Medizin aufgenommen, davon sind 68% Studentinnen. 116 Erstsemestler haben sich für den Studiengang Informatik entschieden, der Frauenanteil beträgt hier 22%. Die Biotechnologie konnte mit 209 Studierenden und einer Frauenquote von 62% erstmals starten.

Was sonst noch an der MUL und in der bundesweiten Hochschullandschaft passiert ist, erfahren sie gleich in den folgenden Beiträgen und News.

Oktober 2001 Sabine Voigt

Beiträge

Bericht zur gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland 1

Eine Bestandsaufnahme unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklung in West- und Ostdeutschland 2

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 3

Inhalt:

 

Ausgangslage

Männer und Frauen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Krankheiten und gesundheitlichen Einschränkungen, der Arbeits- und Lebensbedingungen, die Gesundheit und Krankheit beeinflussen, ihrem Umgang mit gesundheitlichen Belastungen sowie in der Inanspruchnahme von gesundheitlichen Versorgungsleistungen. Die Gesundheitsprobleme und Ressourcen von Frauen sind bisher nur unzureichend untersucht worden. Um einen Überblick über die gesundheitliche Situation von Frauen in Deutschland zu erhalten, gab das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 1996 einen Bericht in Auftrag, in dem Aussagen zum Gesundheitsstatus von Frauen in Ost und West gebündelt werden sollten. Er geht auf die Initiative des Regionalbüros Europa der WHO zurück.

In der Wiener Erklärung Women's health counts von 1994 wurden erstmals Grundsätze zur Weiterentwicklung der weiblichen Gesundheit in der europäischen Region der WHO formuliert. Alle Mitgliedsstaaten wurden aufgefordert, nationale Frauengesundheitsberichte zu erstellen.

Der nunmehr vorliegende erste Frauengesundheitsbericht in Deutschland ist als Einstieg in eine kontinuierliche Berichterstattung vorgesehen. Er ergänzt die im Herbst 1998 erstmalige allgemeine Gesundheitsberichterstattung des Bundes.

Der dabei zugrunde gelegte ganzheitliche Gesundheitsbegriff ist orientiert an einem speziell auf die Lebens- und Arbeitswelt von Frauen bezogenen Verständnis von Gesundheit und Krankheit. Hiermit unterscheidet sich der Bericht von der üblichen Gesundheitsberichterstattung, die diese Aspekte bisher noch wenig berücksichtigt.

Inhaltlich besteht der Bericht aus folgenden drei Teilen:

  • einer sozialepidemiologische Analyse und Beschreibung geschlechts- und schichtspezifischer Unterschiede in Gesundheit und Krankheit und die Untersuchung des Zusammenhangs von Erwerbs- und Familienarbeit auf die Gesundheit von Frauen in Ost- und Westdeutschland
  • einer Bestandaufnahme und Bewertung von Forschungsergebnissen zur reproduktiven Gesundheit der Frauen in Ost- und Westdeutschland
  • einer Untersuchung zur institutionellen und gesundheitlichen Versorgung von Frauen und die Entwicklung von Kriterien für eine frauengerechte Versorgung.

Ein solcher Bericht kann nicht umfassend sein. Er konzentriert sich im Wesentlichen auf die erwachsenen Frauen und spart Kinder und Jugendliche aus, weil es für diese Gruppen eigene Berichte gibt. Auch wurde eine Auswahl von für Frauen besonders relevanten Krankheitsbildern getroffen: wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brustkrebs, gynäkologische Erkrankungen, Mundgesundheit, Suizid, Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum, Medikamentenabhängigkeit, HIV-Infektion und AIDS. Das Thema Gewalt gegen Frauen mit seinen gravierenden körperlichen und seelischen Folgen wurde erstmals für die Gesundheitsberichterstattung aufgegriffen. Eine Reihe ebenfalls wichtiger Krankheiten, wie die rheumatischen Erkrankungen und Lungenkrebs wurden nicht bearbeitet, da für einige Erkrankungen die frauenspezifische Datenlage unzureichend, für andere wie z.B. den Lungenkrebs, auf den allgemeinen Gesundheitsbericht des Bundes verwiesen werden kann. Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurde das gleiche Berichtsjahr, nämlich das Jahr 1995, zugrunde gelegt.

Der Bericht hat Orientierungsfunktion für die Etablierung einer geschlechtersensiblen Gesundheitsberichterstattung. Er zeigt zugleich die noch erheblichen Forschungsdefizite im Hinblick auf die Gesundheit von Frauen auf.

Ergebnisse

Zur Situation von Frauen in Deutschland

Lebensentwürfe von Frauen haben sich in den letzten Jahrzehnten gravierend geändert: Ältere Frauen stellen rund ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands dar: 1999 war jede vierte Person (26, 4%) 60 Jahre oder älter und weiblich. Immer weniger Frauen werden Mütter und sie bekommen ihre Kinder später. Sie favorisieren jedoch nach wie vor ein Familienmodell mit zwei Kindern. Die Geburtenziffern sind seit 1960 drastisch gesunken. 1999 lagen sie in Westdeutschland bei 9,9, in Ostdeutschland bei 7 je 1000 Personen. Rund ein Drittel der Frauen des Jahrgangs 1965 werden voraussichtlich kinderlos bleiben. Die Zahl der Einpersonenhaushalte steigt; 58% sind weiblich, davon waren 1999 fast die Hälfte verwitwet und älter als 55 Jahre.

Die Ehe ist in Deutschland immer noch die häufigste Form des Zusammenlebens: 1999 lebten 56,8% der erwachsenen Frauen in ehelichen und 5,9% in nichtehelichen Lebensgemeinschaften; 5,7% waren alleinerziehend und 22,6% lebten in Einpersonenhaushalten. Im generativen Verhalten unterscheiden sich Frauen in Ost und West vor allem durch die dreimal so hohe Quote der nichtehelich geborenen Kinder im Osten.

Weibliche Lebensverläufe zeigen Brüche: Oftmals geben Frauen ihren Beruf für die Kindererziehung auf. Wenn sie ihren Beruf unterbrechen, müssen sie beim Wiedereinstieg mit erheblichen Nachteilen rechnen. Nach einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung von 1995 waren Frauen in Ostdeutschland nach Ablauf des Erziehungsurlaubs zu 60% wieder erwerbstätig, in den alten Ländern nur zu 48%. Frauen richten ihr Leben nach den Bedürfnissen ihrer Partner, Kinder sowie hilfe- bzw. pflegebedürftigen Eltern aus. Auch in Familien, in denen beide Partner erwerbstätig sind, leisten Frauen den Hauptteil an unbezahlter, sozial wenig anerkannter und oft unsichtbarer Arbeit.

Die Erwerbsquote von Frauen (1999 61,7% alte / 73% neue Bundesländer) hängt vom Vorhandensein und Alter der Kinder ab. Im April 1998 arbeiteten rd. 46% der Mütter mit Kindern unter 3 Jahren, bis zum Alter von 15 bis 18 Jahren steigt der Anteil auf 69,2%, bei Alleinerziehenden sogar auf 75,3% an. Durch nicht kontinuierliche Erwerbsarbeit müssen Frauen deutlich niedrigere Erwerbseinkommen und Altersrenten hinnehmen und sind stärker von Sozialhilfe betroffen.

Als besonders benachteiligte Gruppen fallen alleinerziehende Mütter auf, die der untersten Einkommensklasse zuzuordnen sind.

Frauen leben länger als Männer und sind anders krank

Durch die Verbesserung der Lebensbedingungen, den Rückgang der Kinder- und Säuglingssterblichkeit und die Verbesserung der medizinischen Versorgung ist die mittlere Lebenserwartung bei Frauen von 48,3 und Männern von 44,8 Jahren zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf 79,8 bzw. 73,3 Jahre im Jahre 1998 gestiegen. Im Verlauf der 90er Jahre haben sich die Differenzen in der Lebenserwartung und der Sterblichkeit zwischen Ost und West verringert. In den neuen Bundesländern sind die Unterschiede in der Lebenserwartung von Frauen und Männern mit 7,4 im Verhältnis zu 6,2 Jahren größer als in den alten Bundesländern. Die Mütter- und Säuglingssterblichkeit ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen und hat sich mit 5,5 Gestorbenen je 1.000 Lebendgeborenen auf ein auch international eher niedriges Niveau eingependelt. Dies hängt mit dem Ausbau der Schwangerenvorsorge, der Geburtsüberwachung und der Intensivbetreuung Frühgeborener zusammen.

Die Sterblichkeit männlicher Säuglinge liegt mit 1 : 1,3 über dem Durchschnitt. Die Zahl der im Zusammenhang mit Komplikationen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett gestorbenen Mütter betrug 1995 nur noch etwa ein Zehntel der Zahl von 1970. Die Müttersterblichkeit erhöht sich mit zunehmendem Alter der Mutter und steigt ab 35 Jahren gegenüber jüngeren Müttern auf etwa das Doppelte.

Seit 1972 sterben in Deutschland jährlich mehr Menschen als Kinder geboren werden. In den letzten 20 Jahren nahm die Sterberate bei Frauen und Männern jeweils um etwa ein Viertel ab. Für die Frühsterblichkeit bei Frauen spielen Krebserkrankungen mit 44,1% der Verstorbenen, hier insbesondere der Brustkrebs mit 12,1%, die zentrale Rolle, dagegen bei Männern der Herzinfarkt, Lungenkrebs und unnatürliche Todesursachen, vor allem KfZ-Unfälle.

Herz-Kreislauf-Krankheiten von Frauen sind in der Medizin bisher zu wenig beachtet

Die Herz-Kreislauf-Krankheiten (HKK) machen bei Frauen 52,9% aller Todesursachen aus, bei den Männern nur 43,5%. Während diese bei Männern vom 35. Lebensjahr an eine der Hauptursachen für den vorzeitigen Tod sind, sind Frauen bis zu den Wechseljahren hormonell relativ gut davor geschützt. In den hohen Altersgruppen bilden sie auch bei Frauen die Haupttodesursache. Mit Zunahme der Lebenserwartung und der damit einhergehenden Zunahme des Anteils betagter und pflegebedürftiger Frauen ist die Bedeutung der Herz-Kreislauferkrankungen für die gesundheitliche Versorgung offensichtlich geworden. In Deutschland ist für Frauen und Männer in den letzten 20 Jahren die vorzeitige Sterblichkeit an Herz-Kreislauferkrankungen um 1,8% bis 2,4% pro Jahr zurückgegangen.

Ein Rückgang ist auch bei tödlichen und nichttödlichen Herzinfarkterkrankungen zu verzeichnen; er beträgt 2,3% pro Jahr bei den Männern, aber nur 0,7% bei den Frauen. Während bei den über 55jährigen Frauen ein Rückgang um 2% pro Jahr zu verzeichnen war, nahm der Herzinfarkt bei den jüngeren Frauen um 3,8% pro Jahr zu. Die bekannten Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Übergewicht, ein zu hoher Cholesterinspiegel und Bewegungsmangel gelten im Prinzip auch für Frauen.

Noch ist aber zu wenig bekannt, welche Rolle sie im Zusammenwirken von hormonellen und psychosozialen Faktoren haben, wie z.B. berufliche und familiäre Situation sowie soziale Lage. Der Rückgang des Herzinfarktrisikos bei Frauen nach den Wechseljahren ging in der Region Augsburg mit einer signifikant häufigeren Einnahme von Hormonersatzpräparaten (1984/85 5%, 1994/95 25%) einher. Die bei jüngeren Frauen beobachtete Tendenz einer Zunahme im Herzinfarktrisiko korreliert mit der Zunahme des Rauchens und wird sich zukünftig vermutlich noch stärker auswirken.

Weltweit überleben etwa die Hälfte der Erkrankten mittleren Alters den Herzinfarkt nicht. Die Augsburger Herzinfarktregisterdaten 1985/95 für die 25-74jährigen Einwohnerinnen und Einwohner zeigen, dass letztlich nur 42% aller Erkrankten nach 4 Wochen noch leben.

Nur 36% der Frauen im Vergleich zu 44% der Männer überlebten den Herzinfarkt; sie versterben signifikant häufiger vor oder kurz nach Erreichen einer Klinik als Männer.

Die geringere Überlebenswahrscheinlichkeit von Frauen nach einem Herzinfarkt hängt mit dem hohen Anteil Alleinlebender vor allem verwitweter Frauen zusammen: bei jeder zweiten Frau ist zum Zeitpunkt des Herzinfarkts keiner da, der ärztliche Hilfe holen könnte. Oftmals werden auch die mehr frauentypischen Beschwerden, wie Übelkeit und Erbrechen, unterschätzt und nicht mit der eher als männertypisch geltenden Krankheit in Verbindung gebracht. Hier besteht noch großer Bedarf an Aufklärung und verstärkter Prävention.

Brustkrebs: jede zehnte Frau ist in ihrem Leben davon betroffen!

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung( 26,4%) und Krebstodesursache(17,9%) bei Frauen. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts erkranken und sterben weltweit immer mehr Frauen an Brustkrebs. In Deutschland gibt es seit den 70er Jahren zumindest keine Steigerung der Sterbefälle mehr; für Frauen unter 60 Jahren ist sie sogar rückläufig. Die Überlebenswahrscheinlichkeit nach Brustkrebs beträgt heute etwa 73 %. Die Neuerkrankungsrate steigt jedoch in Deutschland wie in anderen westeuropäischen Ländern weiter an. Jährlich erkranken nahezu 46.000 Frauen an Brustkrebs und fast 19.000 sterben daran. In den alten Bundesländern liegen die Erkrankungs- und Sterberaten in allen Altersgruppen über denen in den neuen Ländern. Durch Brustkrebs leben Frauen in Deutschland rd. 6 Jahre weniger.

US-amerikanische Untersuchungen haben als Risikofaktoren eine familiäre Vorgeschichte, hormonelle Einflüsse und Gebärverhalten, Lebensstil, wie Ernährungsweise und Alkoholkonsum, sowie die soziale Lage ermittelt. Für Frauen aus höheren sozialen Schichten ist das Risiko, daran zu erkranken, doppelt so hoch. Es besteht ein Zusammenhang mit der Dauer der körpereigenen Östrogenproduktion und vermutlich auch mit der Östrogeneinnahme: Das Risiko steigt bei frühem Eintritt der ersten Regelblutung mit 12 Jahren gegenüber 14 Jahren um 20 bis 30 %; bei spätem Eintritt der Wechseljahre von 55 Jahren gegenüber 45 Jahren um 100%. Auch scheint die Einnahme der Pille das Risiko für Brustkrebs zu erhöhen. Durch Hormonersatztherapie während oder nach den Wechseljahren wurde ein Anstieg des Risikos um 2,3 % pro Behandlungsjahr ermittelt.

Gesicherte Erkenntnisse dazu wird in einigen Jahren eine derzeit laufende kontrollierte Interventionsstudie liefern, die sog. Women's Health Initiative. Neuere Befunde verweisen auch auf den Einfluss von Umweltfaktoren. Noch völlig unerforscht sind psychosoziale Faktoren im Hinblick auf Entstehung und Verarbeitung der Krankheit.

Unbestritten ist jedoch die Bedeutung der Früherkennung für Heilungs- und Überlebenschancen. Internationale Studien zeigen, dass mit Einführung der Mammographie als Reihenuntersuchung die Sterblichkeitsrate zwischen 20 und 30% für Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren gesenkt werden konnte. Für die 40 bis 49 jährigen Frauen ließ sich eine Senkung der Mortalitätsrate jedoch nicht belegen. In Deutschland kommt es zunächst darauf an, die Qualität der Mammographien abzusichern, um die Zahl falsch positiver und falsch negativer Befunde zu minimieren. Über die Einführung eines Screenings gesunder Frauen wird entschieden, wenn die Ergebnisse der derzeit laufenden Modellprojekte vorliegen.

Gynäkologische Erkrankungen haben großen Einfluss auf die Lebensqualität von Frauen

Der Bericht gibt einen ersten Einblick in die Bedeutung der gynäkologischen Erkrankungen für die Gesundheit von Frauen und ihr Wohlbefinden. Zu diesem von der Gesundheitsberichterstattung bisher völlig vernachlässigten Thema liegen kaum Untersuchungen vor, so dass auf Daten der Gesetzlichen Krankenversicherung zurückgegriffen werden musste. Zu den häufigsten Gesundheitsproblemen von Frauen gehören die gutartigen Erkrankungen und Beschwerden der weiblichen Geschlechtsorgane. So standen die Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane in der Arbeitsunfähigkeit von Frauen an sechster und der Krankenhausbehandlung an fünfter Stelle, bei Frauen in der fruchtbaren Phase sogar auf Platz 2. Frauen werden am häufigsten wegen Entzündungen an Eierstöcken, Eileitern, Becken oder Zyklusstörungen krankgeschrieben. Stationär mussten sie vor allem wegen Zyklusstörungen und klimakterischen Beschwerden behandelt werden. Bei den Frauen in stationärer Behandlung wurde in über 60% der gutartigen gynäkologischen Fälle, bei den Brusterkrankungen sogar in über 70% operiert. Diese Zahlen weisen darauf hin, dass Frauen dringend Information und Betreuungsangebote brauchen bei operativen Eingriffen, ihren Folgen, alternativen Behandlungsmöglichkeiten und bei Organverlust oder chronischen Verläufen. Da die vorliegenden Daten nur fallbezogen vorliegen, besteht erheblicher Forschungsbedarf. Fragen nach der Bedeutung gynäkologischer Erkrankungen für Frauen in den einzelnen Lebensphasen, psychosozialen Faktoren, Therapiestandards und deren Qualität sind zu beantworten, um adäquate Versorgungsangebote bereitzustellen. Ein erster Schritt ist, die epidemiologischen Lücken zur Entwicklung dieser Erkrankungen einschließlich der Operationszahlen, der Anzahl der entfernten Organe, den Indikationen und alterspezifischen Risiken zu schließen und in die Gesundheitsberichterstattung zu integrie ren.

Frauen sind gesundheitsbewusster als Männer: sie trinken und rauchen weniger.

Schon bei den 12-16jährigen Jugendlichen zeigt sich, dass Mädchen im Vergleich zu Jungen weniger und vorsichtiger Alkohol konsumieren. Dieser Unterschied setzt sich bei den Erwachsenen fort. Männer trinken mehr und häufiger Alkohol. Bei den 15-59jährigen ist die auf die letzten 12 Monate bezogene Alkoholabstinenzrate der Frauen durchschnittlich 1,5 mal so hoch wie die der Männer. Frauen bewerten den Alkoholkonsum und die Trunkenheit kritischer als Männer, sie sind auch weniger an alkoholbedingten Verkehrsunfällen beteiligt. Zusammenhänge zwischen Familienstand, Bildung, Erwerbstätigkeit und Alkoholkonsum konnten gezeigt werden. Die Wirkungszusammenhänge sind jedoch bislang wenig erforscht. Hierzu sind Längsschnittstudien erforderlich.

Auch heute rauchen in Deutschland immer noch mehr Männer als Frauen: Bei den über 15jährigen rauchten 1995 ein Drittel der Männer (35,3% West / 37,2% Ost) und ein Fünftel der Frauen (22% West/ 19,4% Ost). In Westdeutschland war vor ca. 25-30 Jahren der Anteil der Raucherinnen bei den jüngeren Frauen deutlich angestiegen, während dieser Trend heute erfreulicherweise leicht rückläufig ist. Demgegenüber zeichnet sich in den neuen Bundesländern ein ungünstiger Trend ab: Hier stieg in den Jahren nach der Wende der Anteil der Raucherinnen von 20,5% auf 29,1%, was v.a. auf eine Zunahme bei den 25-49jährigenFrauen zurückzuführen ist. Bei den 18-19jährigen rauchen heute 45,5% der Frauen im Westen und 56,8% im Osten.

Alarmierend ist der hohe Anteil und frühe Einstieg Jugendlicher beim Tabakkonsum. Nach dem Suchtbericht 2000 rauchen ein Viertel aller Jugendlichen regelmäßig, das Durchschnittsalter für die erste Zigarette liegt bei 13,6 Jahren.

Rauchen hat erhebliche gesundheitliche Folgen für die Frauen: Rauchen ist der bedeutendste Risikofaktor für die wichtigsten chronischen Erkrankungen, wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Lungenkrebs, chronische Bronchitis, Krebse des Mund- und Rachenraumes.

Ob Frauen rauchen, hängt stark von sozialen Faktoren ab: höhere Raten haben arbeitslose Frauen, Frauen unter der Armutsgrenze und Sozialhilfeempfängerinnen und Frauen mit niedriger Schulbildung.

Präventionsmaßnahmen zur Reduzierung des Nichtrauchens sollten besonders auf Mädchen und junge Frauen ausgerichtet sein und sie darin bestärken, gar nicht erst mit dem Rauchen zu beginnen. Auch sollten besonders Frauen mit niedriger Schulbildung und unterem Sozialstatus angesprochen werden. Gesetzliche Regelungen zum Nichtraucher Schutz sind zu verstärken, damit sie auch den Frauen zugute kommen.

Vom Medikamentengebrauch zum Medikamentenmissbrauch: die unauffällige Sucht bei Frauen

Medikamente, die Schmerzen, negative Stimmungen, Unruhe und Ängste beeinflussen, sog. psychotrope Medikamente, sind frauenspezifische Suchtmittel. Insgesamt nehmen Frauen bis zu zweimal häufiger als Männer ärztlich verschriebene oder in Apotheken selbst erworbene Beruhigungs- und Schlafmittel, Antidepressiva und Neuroleptika, Schmerzmittel sowie Medikamente zur Gewichtsreduktion ein. Diese Medikamente helfen Frauen, bei vielerlei Belastungen und Beschwerden, ihr Privat- und Berufsleben zu bewältigen. Erfolgt der Medikamentengebrauch monate- oder jahrelang, kann dies zu einer Medikamentenabhängigkeit und verschiedenen Gesundheitsbeeinträchtigungen führen. Da die Nutzerinnen psychotroper Substanzen sozial unauffällig bleiben, erfüllen sie die gültigen Kriterien für Substanzmissbrauch und -abhängigkeit nicht.

Die beachtlichen Mengen psychotroper Medikamente, die Frauen von Ärzten verordnet bekommen und schmerzgeplagte Frauen in Apotheken selbst erwerben, lassen jedoch vermuten, dass sehr viele Frauen betroffen sind. Schätzungen gehen von ca. 2 Mio. Frauen und Männern aus, die von ärztlich verschriebenen Medikamenten abhängig sind und von weiteren 500.000 Schmerzmittelabhängigen. Der Gebrauch variiert systematisch nach Alter und Geschlecht: Bei Schulkindern erhalten Jungen mehr Verschreibungen als Mädchen, in der Jugendzeit gleichen sich die Verordnungszahlen an und bei den Erwachsenen nehmen Frauen ab 20 Jahren mehr Schmerzmittel und Antidepressiva als Männer, ab 30 Jahren mehr Beruhigungs- und Schlafmittel und ab 40 Jahren mehr Neuroleptika. Die Gebrauchsraten dieser Medikamente steigen mit Ausnahme der Schmerzmittel mit dem Alter kontinuierlich an und sind bei den Hochbetagten am höchsten. Die Mehrzahl der Medikamentenabhängigen sind daher ältere und alte Frauen. Viele Langzeitnutzerinnen von Beruhigungs- und Schlafmitteln sind niedrigdosisabhängig und sind sich daher des Abhängigkeitsrisikos nicht bewusst. Die Ärzteschaft wiederum zeigt wenig Aufmerksamkeit für die von ihnen mitverursachte Abhängigkeit. Auch von Einrichtungen der Suchtberatung und -behandlung werden sie kaum erreicht. Es handelt sich in der Mehrzahl der Fälle um "stille" Abhängigkeiten. Die lange Medikamentenkarriere erschwert die Behandlung der Sucht sowie der ihr zugrundeliegenden inzwischen chronischen Beschwerden und Belastungen, wie z.B. Angststörungen und Depressionen, Einsamkeit und zwischenmenschliche Konflikte. Daher sind frauenspezifische Angebote zur Prävention und Behandlung von Medikamentenabhängigkeit dringend erforderlich.

Essstörungen: Folge weiblichen Perfektionsdrangs und Schlankheitsideals?

Die vor allem für Mädchen und junge Frauen dramatische Zunahme von Essstörungen wird in dem Frauengesundheitsbericht im Hinblick auf die Zielgruppe von erwachsenen Frauen nicht als eigenes Krankheitsbild thematisiert. Essstörungen sind psychosomatische Erkrankungen, bei manchen Formen sind zu 90 % Frauen betroffen. Bei den an Anorexie (Magersucht) Erkrankten sind sogar 95% Mädchen und Frauen. Die Prävalenz dieser Erkrankung hat seit den 70 er Jahren stark zugenommen und steigt weiter. Die Erkrankten werden immer jünger. Fast 50% der Mädchen zwischen 11 und 13 Jahren haben bereits eine Diät gemacht. Ca. 40% der normalgewichtigen und der untergewichtigen Mädchen und weiblichen Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren fühlen sich zu dick. In nicht wenigen Fällen nehmen die Erkrankungen auch einen tödlichen Ausgang, je nach Untersuchung wird eine Sterberate von 5-10% angegeben.

Aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnis- und Problemlagen von Essgestörten und von ihren Angehörigen ist ein breites und abgestuftes Angebot beraterischer und therapeutischer Möglichkeiten notwendig. In Anbetracht der hohen weiblichen Betroffenheit und ursächlich dabei diskutierten gesellschaftlichen Bedingungen (Anpassung und Auflehnung gegen die weibliche Rolle, Schönheitsnormen etc.) sind frauenzentrierte Ansätze der Behandlung erforderlich, wie sie bereits im Selbsthilfebereich anzufinden sind.

Der Bericht beschreibt Beispiele für "good practise". Es besteht ein enormer Bedarf an Aufklärung und Information, um erste Symptome frühzeitig zu erkennen. Im Bereich der gesundheitlichen Aufklärung, Suchtprävention und Mädchenarbeit sind Präventionsmaßnahmen zu verstärken.

Alkoholismus, Drogenkonsum, HIV und AIDS: riskantes Gesundheitsverhalten von Frauen?

Riskanter Alkoholkonsum kann im Zusammenhang mit der Bewältigung schwieriger Lebenserfahrungen entstehen. Gewalterfahrungen und sexueller Missbrauch können Suchterkrankungen verursachen. Diese Zusammenhänge werden in der Therapie noch viel zu wenig berücksichtigt.

Illegale Drogen werden wesentlich häufiger von Männern genommen als von Frauen. Mindestens doppelt so viele Männer wie Frauen haben im letzten Jahr und in den letzten 30 Tagen illegale Drogen genommen.

Deutlich mehr Männer (21%) als Frauen (8%) weisen starke bzw. riskante Alkoholkonsummuster auf. Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren sind rund 30% der alkoholabhängigen Bundesbürger weiblich. Typisch für die Alkoholabhängigkeit von Frauen ist der parallele Konsum von psychotropen Medikamenten oder von illegalen Drogen (Mehrfachabhängigkeit). Gewalterfahrungen - vor allem Misshandlungen und Missbrauchserfahrungen in der Kindheit - finden sich häufig in der Vorgeschichte der Alkoholabhängigkeit und des Drogenkonsums bei Frauen. Drogenkonsumentinnen sind zudem Gewalterfahrungen in ihrem aktuellen Umfeld ausgesetzt. Als Prostituierte sind sie gegenüber Freiern besonders schutzlos.

Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angststörungen liegen bei drogenkranken Frauen doppelt so hoch wie bei Männern. Obdachlose drogenabhängige Frauen stellen durch die Häufung von schweren akuten und chronischen Erkrankungen eine besondere Risikogruppe dar.

Drogenabhängige Frauen überwinden eher als Männer ihre Sucht aus eigener Kraft. Der Anteil an Frauen in Substitutionsprogrammen liegt bei 30% bis 40% und damit entsprechend ihrem Anteil an allen Drogenabhängigen überproportional hoch. In Beratungsstellen liegt ihr Anteil bei 20% und in stationären Therapieeinrichtungen bei 15%. Männer und Frauen sprechen also unterschiedlich auf die verschiedenen Hilfsangebote an. Dies muss bei der Bereitstellung solcher Angebote zukünftig stärker berücksichtigt werden.

Dramatisch ist die Situation von HIV-Infizierten akut drogenabhängigen Frauen. Während bei Männern seit 1994 eine Abnahme der AIDS-Fälle zu verzeichnen ist, wird bei Frauen eine steigende Tendenz auch der absoluten Zahlen sichtbar. Ihr Anteil an den Erkrankten hat sich von 1988 mit 8% bis 1996 auf 16% verdoppelt. Bei den insgesamt 2000 HIV-Neuansteckungen in Deutschland werden vom Robert-Koch-Institut für das Jahr 2000 ca. 500 Frauen angegeben (25%). Dies wird vor allem auf den erhöhten Anteil von durch heterosexuelle Übertragung bedingten AIDS-Fällen, von denen etwa die Hälfte Frauen betreffen, zurückgeführt. 1996 haben sich zum ersten Mal seit Beginn der Epidemie mehr Frauen über heterosexuelle Kontakte als über Drogenabhängigkeit neu infiziert. Mitverantwortlich für diese Tendenz sind soziale und ökonomische Abhängigkeiten von Frauen, die das Eingehen von Ansteckungsrisiken begünstigen bzw. die Abwehr von Risiken erschweren. Frauen erhalten den positiven HIV-Bescheid im Durchschnitt 5 Jahre früher als Männer. Es trifft sie in der Phase der Kinderplanung. Die Mutter-Kind-Übertragung, bedingt durch präventive Maßnahmen in der Schwangerschaft und während der Geburt wird heute auf unter 5% geschätzt und liegt damit weit unter dem Ende der 80er Jahre geschätzten Übertragungsrisikos (40-50%).

Gewalt gegen Frauen: Verletzungen an Körper und Seele bleiben

Der Bericht macht deutlich: Gewalterfahrungen haben schwerwiegende Folgen für die Gesundheit von Frauen und können erhebliche Gesundheitsbelastungen nach sich ziehen. In der Gesundheitsversorgung werden Gewalterfahrungen als Ursachen für gesundheitliche Beschwerden häufig nicht erkannt und nicht angemessen behandelt. Frauen sind im Alter zwischen 30 und 50 Jahren - vor allem durch Gewalt, die der Partner ausübt - am häufigsten betroffen und erfahren häufiger schwere physische Gewalt als Männer.

Mädchen sind im Verhältnis zu Jungen dreimal häufiger von sexueller Gewalt betroffen.

Bei Misshandlungen gibt es typische Verletzungen, hinzu kommen oft psychosomatische Beschwerden, Schlaflosigkeit, extreme Angst und Schreckhaftigkeit. Als Folgen von Inzest werden u.a. Essstörungen, Suizidalität, körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Zittern, Atembeklemmungen, Durchfall und Unterleibsbeschwerden beschrieben. Symptomatiken dieser Art, wie auch Drogen-, Medikamenten und Alkoholprobleme, werden heute auf die zugrundeliegenden Gewalterfahrungen bezogen und im Zusammenhang mit Überlebens-, Anpassungs- und Verarbeitungsstrategien gesehen. Spezifische Hilfeeinrichtungen, wie z.B. Notrufe, Beratungsstellen gegen sexuellen Missbrauch und Frauenhäuser, sind heute als unverzichtbarer Bestandteil des Systems gesundheitlicher Versorgung anzusehen. Es fehlt jedoch an Ansätzen im Gesundheitswesen selbst. Deshalb fördert das BMFSFJ ein Projekt zur besseren gesundheitlichen Versorgung von weiblichen Gewaltopfern. Ziel ist die Schulung des medizinischen Personal im Krankenhaus, um Verletzungen als Folge häuslicher Gewalt wahrzunehmen und sie für den Umgang mit Betroffenen zu qualifizieren.

Durch den Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen liegt ein wirksames Konzept für alle Ebenen der Gewaltbekämpfung vor. Ein Bestandteil ist es, verlässliche statistische Daten zur Gewalt gegen Frauen zu erhalten. Das BMFSFJ wird noch in diesem Jahr eine repräsentative Untersuchung zum Ausmaß von häuslicher Gewalt bei Frauen und Männern in Auftrag geben.

Suizidversuche bei Frauen: oftmals ein Hilferuf

Die registrierten Suizide werden zu über zwei Dritteln (72,1%) von Männern begangen. Studienergebnisse zeigen dagegen bei Suizidversuchen das umgekehrte Verhältnis: sie werden zu 63% von Frauen unternommen. Aufgrund eher "weicher" Suizidmethoden bei Frauen, wie Vergiften und Ertrinken, dürfte die Dunkelziffer noch höher liegen. Jüngere Frauen, insbesondere Frauen zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr, versuchen sich häufiger das Leben zu nehmen als ältere. Verschiedene Studien zeigen, dass Ledige und Geschiedene häufiger als Verheiratete betroffen sind. Insbesondere Trennungen, ein niedriger sozioökonomischer Status sowie sexuelle und körperliche Gewalt können suizidales Verhalten bei Frauen fördern.

Deshalb ist ein länderübergreifendes Versorgungskonzept mit einer gemeindenahen Beratung und Krisenintervention erforderlich.

Frauen und Familienplanung: Kinder oder keine?

Die Gesundheit von Frauen steht in einem besonderen Zusammenhang mit spezifisch weiblichen biographischen Ereignissen wie: Erste Regelblutung, Schwangerschaftsverhütung und Familienplanung, Schwangerschaft und Geburt, ausklingende Fruchtbarkeit durch die Wechseljahre. Diese Ereignisse haben große Bedeutung für das Leben von Frauen und es ist für ihre Gesundheit erheblich, unter welchen Bedingungen sie stattfinden und inwieweit Frauen diese selbst bestimmen können. Es ist ein wesentlicher Verdienst der Frauengesundheitsbewegung, diese Phasen und Prozesse, für die die WHO den Begriff "Reproduktive Gesundheit" geprägt hat, als natürliche Vorgänge zu beschreiben und damit der Pathologisierung des weiblichen Körpers entgegenzuwirken. Die letzten Jahrzehnte haben für Frauen mehr Selbstbestimmung und erweiterte Handlungsoptionen gebracht, gleichzeitig aber wird die Beantwortung der Frage, wie Vorstellungen von Partnerschaft und Lebensform in einem bestehenden gesellschaftlichen Rahmen verwirklicht werden können, dadurch nicht einfacher. Vereinbarkeit von Familie und Beruf und partnerschaftliche Aufgabenverteilung in der Familie spielen bei der Entscheidung von Frauen zur Familienplanung eine zentrale Rolle. Es sind immer noch überwiegend die Frauen, die die Folgen der Entscheidung am eigenen Körper erleben und für die sich das Leben gravierend verändert.

Heute bekommen Mädchen im Durchschnitt schon mit 12,9 Jahren ihre erste Regelblutung.

Trotz Aufklärung und Vorbereitung auf die erste Regel wird dieses Ereignis nur von einem Drittel der Mädchen als normal und natürlich erlebt. Mädchen haben im Schnitt etwa drei Jahre nach ihrer ersten Regel das erste Mal mit einem Jungen Geschlechtsverkehr (mit ca. 16,5 Jahren). Von da an wird Empfängnisverhütung ein wichtiges Thema und bleibt es für die gesamte Dauer der fruchtbaren Jahre im Leben einer Frau. Sexualaufklärung und der freie Zugang zu sicheren Empfängnisverhütungsmitteln sind wichtige Voraussetzungen für die individuelle Gestaltung des Lebens in Beziehungsmustern mit und ohne Kinder. Sie stehen ihnen und ihren Partnern heute in Deutschland zur Verfügung.

Fast auf den Tag genau vor 40 Jahren (1.6.1961, "Anovlar") kam die erste "Anti-Baby-Pille" in Deutschland auf den Markt. Aktuell nehmen heute von den Frauen, die verhüten, etwa die Hälfte bis zwei Drittel die Pille, fast alle Frauen haben Erfahrung mit der Pille. Etwa ein Zehntel verhütet mit der Spirale, zwischen 16% und 35% mit Kondomen. Beim "ersten Mal" spielen heute Kondome die größte Rolle. Allerdings kann Empfängnisverhütung immer nur einen Teil der ungeplanten und ungewollten Schwangerschaften verhindern. Für die reproduktive Gesundheit von Frauen muss die Möglichkeit zu einem sicheren, d.h. nicht gesundheitsschädlichen Schwangerschaftsabbruch bestehen. Der hohe medizinische Standard ermöglicht im Vergleich mit anderen Ländern in Deutschland sichere Abbrüche mit einer niedrigen Komplikationsrate. Seit der Verbesserung der statistischen Erfassung 1995 im Rahmen der gesetzlichen Neuregelung zum Schwangerschaftsabbruch beträgt die Zahl der Abbrüche in Deutschland fast gleichbleibend ca. 130.000 im Jahr. Es gibt vor allem zwei Gruppen von abbrechenden Frauen: junge, unverheiratete, kinderlose Frauen und (ältere) verheiratete Frauen, die bereits (mehrere) Kinder haben. Im europäischen Vergleich befindet sich Deutschland mit 77 Abbrüchen je 10.000 Frauen im unteren Bereich.

Typisch für Deutschland ist ein hoher medizinischer Standard in der Schwangerschafts- und Geburtsversorgung mit einer sehr geringen Mütter- und Säuglingssterblichkeit, allerdings auch einer hohen Zahl der als Risiko eingeordneten Schwangerschaften: zwei Drittel aller Schwangerschaften werden als Risikoschwangerschaften eingestuft.

Kritisiert wird die sich dadurch ergebende Überversorgung von Frauen mit geringem Risiko, z.B. allein durch höheres Alter. Zwischen 6% und 7% aller Neugeborenen werden zu früh geboren. Soziale Faktoren haben große Bedeutung für Verlauf und Ausgang von Schwangerschaften.

Komplikationen in der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts sind der bei Frauen zwischen 15 und 45 im Vergleich zu allen anderen Krankheitsklassen mit Abstand häufigste Anlass für eine Klinikeinweisung. 98% aller Kinder kommen im Kreißsaal einer Klinik zur Welt. Bundesweit wird der Anteil von Entbindungen, die außerhalb einer Klinik z.B. in Geburtshäusern stattfinden, auf zwei Prozent geschätzt.

Beruf und Familie: Zwei Arbeitsbereiche von Frauen

Untersuchungen zum arbeitsbedingten Krankheitsgeschehen berücksichtigen Unterschiede zwischen Frauen und Männern kaum. Die Auswirkungen der Haus- und Familienarbeit auf die Gesundheit sind noch wenig erforscht.

Eine geschlechtersensible epidemiologische Datendokumentation zum arbeitsbedingten Krankheitsgeschehen von Frauen wird dringend gebraucht, um die Arbeitswelt den gesundheitlichen Bedürfnissen von Frauen anzupassen und Krankheiten vorzubeugen.

Trotz zunehmender Erwerbstätigkeit der Frauen existiert immer noch eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die Haus- und Familienarbeit vornehmlich den Frauen zuschreibt. In den alten Bundesländern sind 56%, in den neuen sogar 74% der verheirateten Müttern mit Kindern unter 18 Jahren erwerbstätig, bei den Alleinerziehenden sind es 65% bzw. 63%. Mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Frauen mit Kindern in den alten Ländern waren teilzeit-erwerbstätig, ein Drittel in den neuen Ländern. Dies muss nicht nur doppelte Belastung bedeuten, sondern es können sich daraus eine größere Variationsvielfalt, mehr Spielräume, Ausweich- und Kompensationsmöglichkeiten, sowie Möglichkeiten der Identitätsbildung und Sinngebung ergeben, die ihrerseits positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Frauen haben. Auch die Haus- und Familienarbeit ist unter zwei Aspekten zu betrachten: während mögliche soziale Isolation, geringe zeitliche Spielräume, ständige Verfügbarkeit, materielle Abhängigkeit und ein hoher Anteil an Routinetätigkeiten gesundheitsabträgliche Folgen haben können, sind gesundheitszuträgliche Auswirkungen durch das Erleben von Autonomie, selbstbestimmter Freiräume in der Arbeitsgestaltung und Erfahrbarkeit ganzheitlicher Arbeitsvollzüge anzunehmen.

Die häusliche Pflege ist ebenfalls ein Bereich der unbezahlten Haus- und Familienarbeit, der zu beträchtlichen gesundheitlichen Belastungen der Pflegenden führen kann und vor allem Frauen betrifft. In der Bundesrepublik leben etwa 1,4 Mio pflegebedürftige Personen in privaten Haushalten, die zu 73% von Lebenspartnerinnen, Müttern, Töchtern oder Schwiegertöchtern gepflegt werden. Die häusliche Pflege ist häufig von sozialer Isolation begleitet und mit materiellen Einschränkungen verbunden. Studien belegen, dass pflegende Angehörige häufiger krank sind, vermehrt z.B. an Bluthochdruck oder Rückenbeschwerden leiden und anfälliger werden für stressbedingte Krankheiten. Insbesondere die psychischen und sozialen Auswirkungen, z.B. bei der Pflege von demenzkranken Angehörigen, bedürfen der Beachtung. Die Erwerbsarbeitsbedingungen von Frauen und Männern unterscheiden sich durch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und in der Regel schlechteren Arbeitsbedingungen mit Benachteiligungen für Frauen: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz betrifft fast ausschließlich Frauen. Krankheitsbedingte Frühverrentungen gibt es bei Frauen häufiger als bei Männern 1,2% aller beschäftigten Frauen und 0.98% der beschäftigten Männer werden frühverrentet.

Die psychischen Erkrankungen haben mit 23,7% bei den Frauen (Männer 14%) ein besonders großes Gewicht am krankheitsbedingten Frühverrentungsgeschehen. An zweiter Stelle stehen die Rückenleiden (15,8%), die bei Männern das Diagnosespektrum mit 17,4% anführen.

Frauen weisen weniger Arbeitsunfälle auf als Männer, da diese häufiger risikoreiche Arbeitstätigkeiten ausüben als Frauen. Die Unfälle im Haushalt bleiben dabei außer acht und tauchen in keiner Statistik auf.

Frauen in der Mitte des Lebens: Wechseljahre als Chance

Der Frauengesundheitsbericht beschreibt die gesundheitliche Situation von Frauen im mittleren Lebensalter exemplarisch an ostdeutschen Frauen, da sie durch den Systemwechsel besonders tiefgreifenden Veränderungen in wichtigen Lebensbereichen ausgesetzt waren.

Ca. 19% der weiblichen Bevölkerung in Deutschland sind zwischen 45 und 60 Jahre alt. Aus gesundheitlicher Sicht wurde diese Lebensphase der Frauen überwiegend als Zeit der Rückbildung, der Ausfallerscheinungen und des Hormonmangels und als behandlungsbedürftig angesehen. Frauen galten als zunehmend krank und wenig belastbar und vom gängigen Schönheitsideal immer mehr entfernt.

Heute wird dieses Lebensalter auch als Chance begriffen, um neue Ziele und Lebensinhalte zu definieren. Im Gegensatz zur Medikalisierung und Pathologisierung der Wechseljahre durch die Medizin, bewertet die Frauengesundheitsbewegung die hormonelle Umstellung als eine natürliche Phase im Leben der Frau, die zwar bestimmte Anpassungsleistungen verlangt, aber von der Mehrzahl der Frauen gesundheitlich gut bewältigt wird, wenn genügend individuelle und soziale Ressourcen zur Verfügung stehen.

Ein wichtiges Gesundheitsthema dieser Phase ist die Hormonsubstitution. Sie ist mangels gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse durch kontrollierte Langzeitstudien noch mit zahlreichen Unwägbarkeiten behaftet. Nach Angaben der AOK nehmen derzeit in Deutschland rund 4,5 Millionen Frauen ab ihrem 40. Lebensjahr Östrogene zur Behandlung von Wechseljahrbeschwerden oder zur Vorbeugung von Herzinfarkt, Osteoporose oder Morbus Alzheimer.

Im Zeitraum von 1984 zu 1991 nahm der Anteil der Frauen, die aktuell in den Wechseljahren Hormone einnahmen, von 5% auf 25% zu. Bis zum Alter von 60 Jahren haben heute 45-50% aller Frauen zumindest eine zeitlang Hormone eingenommen. Hormonbefürworter betrachten die Reduzierung von Alterserkrankungen durch die Langzeitgabe von Hormonen wie der Osteoporose, der Herz-Kreislauferkrankungen und der Demenz so euphorisch, dass alternative Beeinflussungsmöglichkeiten kaum in die Überlegung zur Prävention einbezogen werden. Angesichts der noch ungenügend erforschten Wirkungen einer Langzeittherapie mit Hormonen - insbesondere im Hinblick auf eine Erhöhung des Brustkrebsrisikos - muss die Hormonersatztherapie zurückhaltend betrachtet werden. Die derzeit in den USA durchgeführte Studie Women's Health Initiative, die bis 2004 läuft, soll die Wirksamkeit der Hormonsubstitution sowie den Einfluss anderer Faktoren wie Ernährung und Bewegung auf das Erkrankungsrisiko bei Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Osteoporose überprüfen und dabei den Einfluss psychosozialer Variablen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Frauen verfolgen.

Die psychosoziale Situation der Frauen im mittleren Lebensalter ist von den gesellschaftlichen Verhältnissen geprägt. Die zunehmende Berufstätigkeit, vor allem wenn sie mit einer beruflichen Zufriedenheit verbunden ist, kann helfen, die sogenannte "empty-nest"-Phase, in der die Kinder das Haus verlassen, besser zu verarbeiten. Chancen für einen beruflichen Neu- oder Wiedereinstieg sind insoweit von großer Bedeutung für das Wohlbefinden in dieser Zeit.

Andererseits sind die mittleren Lebensjahre für Frauen und Männer eine Zeit, in die häufig der Beginn von chronischen Leiden fällt und sich somit der Gesundheitszustand verschlechtern kann. Risikofaktoren wie Blutdruck und Körpergewicht steigen an. Es kommt zu einer häufigeren Inanspruchnahme des Gesundheitswesens und zu einer Zunahme des Medikamentenkonsums. Todesursache Nr. 1 bei Frauen im mittleren Lebensalter sind die Krebserkrankungen (Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs), gefolgt von den Herz-Kreislauferkrankungen. Entscheidende Grundlagen für den Umgang mit Gesundheit und Krankheit und somit für ein gesundes Altern werden gerade bei Frauen bereits in Kindheit und Jugend gelegt. Ernährung, Bewegungsmangel und Essstörungen spielen für die Entwicklung einer Osteoporose im Alter eine große Rolle. Aber auch die verbreitete Neigung, Menstruation, Schwangerschaft und Geburt zu pathologisieren und Frauen grundsätzlich stärker als Männer zu medikalisieren kann zu einer Medikamentenabhängigkeit und zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen vor allem im Alter führen.

Aus der Sicht der Frauengesundheitsforschung ist der zunehmenden Medikalisierung der Frauen im mittleren Lebensalter entgegenzuwirken. Die Ergebnisse internationaler Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Hormonersatzbehandlung und den möglichen psychischen Begleiterscheinungen sind laufend auszuwerten, um ihren Nutzen im Vergleich zu alternativen Behandlungs- und Präventionsstrategien einschätzen zu können. Die Gesundheitsberichterstattung wird aufgefordert, die Datenbasis zu diesem Lebensabschnitt zu verbessern. So sollten künftig in die Routineberichterstattung auch spezifische Gesundheitsindikatoren zur Hormonanwendung und zur Häufigkeit von Gebärmutterentfernungen aufgenommen werden. Für diesen Lebensabschnitt sind Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zu entwickeln: Die Stärkung der Selbstkompetenz, die Förderung der körperlichen Aktivitäten, die Verfügbarkeit über soziale Netze, eine harmonische Partnerschaft und eine befriedigende Berufstätigkeit sowie eine gesicherte soziale Lebensperspektive gelten als wichtige gesundheitsfördernde Potentiale für eine erfolgreiche Bewältigung von Krisen im Klimakterium. Eine besondere Bedeutung kommt in dieser Lebensphase der angemessenen ärztlichen Betreuung in der Sprechstunde zu.

Auf dem Weg zu einer Medizin für Frauen

Für den Bericht wurde eine Untersuchung über bestehende frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland durchgeführt. Sie hat ergeben, dass es in Ost und West eine beachtliche Vielfalt von professionellen Ansätzen gibt. Der größte Teil frauenzentrierter Angebote ist eher im Umfeld, wie in der Gesundheitsbildung, Beratung und Gesundheitsförderung, als im Versorgungssystem selbst angesiedelt. Vereinzelte Ansätze in der gesundheitlichen Regelversorgung gehen auf die Initiative von Ärztinnen, Heilprakterinnen und Therapeutinnen zurück. Nur das Angebot des Müttergenesungswerks ist konzeptionell auf die Lebenslagen von Frauen und insbesondere Mütter zugeschnitten. Auf den Bedarf von Frauen abgestimmte Angebote nehmen die Bedeutung des Geschlechts für die körperliche, seelische und soziale Befindlichkeit, für die gesundheitlichen Risiken wie für die Ressourcen von Frauen zur Kenntnis, und beziehen ihr Wissen in die Diagnose sowie in ihre Unterstützungs- und Behandlungskonzepte ein. Zum anderen sind diese Praxisansätze von einer persönlichen und ethischen Grundhaltung der Wertschätzung für Frauen getragen. Die Ansätze frauenzentrierter Versorgung sind auf Kompetenzstärkung angelegt. Im offenen Gespräch werden Hintergründe von Gesundheitsproblemen mitbedacht und Behandlungsstrategien gemeinsam erörtert. Frauen brauchen mehr Information und Aufklärung ohne unnötigen Zeitdruck, um ihnen eine informierte Zustimmung zu ermöglichen. Die Ermutigung, bei Zweifeln eine weitere Meinung einzuholen, spielt dabei eine wichtige Rolle.

Schlussfolgerungen

Der Frauengesundheitsbericht zeigt, dass die Förderung, der Erhalt und die Wiederherstellung der Gesundheit von Frauen nicht nur ein Thema der Gesundheitspolitik ist, sondern im Sinne des modernen WHO-Konzeptes zur Gesundheit auch ein Thema der Gleichstellungspolitik und der Sozialpolitik. Gewalterfahrungen, Doppelbelastung durch Familie und Beruf ohne ausreichende partnerschaftliche Unterstützung sowie soziale Ausgrenzung von Frauen spielen als gesundheitsbelastende Faktoren eine wichtige Rolle. Der Abbau von gesellschaftlichen Ungleichheiten und die Verbesserung der Lebensverhältnisse von Frauen führt auch zum Abbau von Gesundheitsrisiken.

Der Bericht zeigt Perspektiven zu einer frauenfreundlichen Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung auf. Er ist daher eine wichtige Grundlage für neue Programme und Aktionen in Gesundheitswesen, Wissenschaft und Politik. Verantwortliche im Gesundheitswesen sind aufgefordert, frauenspezifische Maßnahmen zur Aufklärung und Information, Beratung, Betreuung und Versorgung zu entwickeln und umzusetzen. Aufgaben für die zukünftige Gesundheitsberichterstattung und die Forschung werden aufgezeigt.

Gesundheitsberichterstattung

Moderne Gesundheitspolitik braucht eine valide Gesundheitsberichterstattung und solide Informationen als Basis für strategischen Entscheidungen. Entsprechend dem Antrag der Koalitionsfraktionen "Frauenspezifische Gesundheitsversorgung" (BT-Drs. 14/3858) muss die Frauengesundheitsberichterstattung in die Routineberichterstattung des Bundes integriert werden, indem frauenspezifische Themen aufgegriffen und der Geschlechtervergleich systematisch verfolgt wird. Zu wichtigen, bisher noch nicht berücksichtigten Themen sind Spezialberichte erforderlich, z.B. zur Gesundheit von Mädchen, älteren Frauen, Migrantinnen, zur reproduktiven Gesundheit, zu sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit.

Forschung

Der Bericht zeigt ein erhebliches Defizit an frauenspezifischen Daten in der Gesundheitsforschung auf. Vor allem betrifft dies auch die Lebenswelt der Frauen und die Auswirkungen auf ihre gesundheitliche Situation und Versorgung. Um geschlechtsspezifische Aspekte in der Gesundheitspolitik stärker zu berücksichtigen, wird ein Kriterienkatalog im Sinne des gender-mainstreaming entwickelt. Ziel ist es, im Rahmen des Programms der Bundesregierung "Gesundheitsforschung: Forschung für den Menschen" die Geschlechterperspektive systematisch bei der Konzeption, Durchführung und Umsetzung von Gesundheitsprojekten einzubeziehen. So sollen bei der Einrichtung von Kompetenznetzen für Herz-Kreislauferkrankungen geschlechtsspezifische Projekte angemessen berücksichtigt werden. Ebenso gilt dies bei dem sich in Entwicklung befindlichen Programm zur angewandten Pflegeforschung. Besonders dringend ist eine verstärkte Ursachenforschung zu Brustkrebs. Zukünftig wird deshalb ein Förderschwerpunkt zu Brustkrebs eingerichtet.

Gender-mainstreaming in der Gesundheitspolitik

Um eine koordinierte Frauengesundheitspolitik in Deutschland zu entwickeln, müssen Instrumentarien geschaffen werden, um die wichtigsten Akteure für die Gestaltung dieses Prozesses zu gewinnen und zu vernetzen. Entscheidungsträger sowie Expertinnen und Experten, u.a. aus den Bereichen: Politik, Leistungsträger, Leistungserbringer, Verbände, Selbsthilfe, Wissenschaft sind in diesen Prozess einzubeziehen. Es bedarf der Bündelung und Weiterentwicklung von Kompetenzen im Bereich Frauengesundheit, Vernetzung und Wissenstransfer durch Entwicklung einer koordinierten Gesamtstrategie (gender mainstreaming). Ziel ist es, in der Gesundheitspolitik und -versorgung eine breite Diskussion um bessere - geschlechtsspezifische - Versorgungsmodelle anzustoßen und in der Folge zu etablieren.

Gesundheitsförderung und Prävention

In der Gesundheitsförderung sind bereits Ansätze entstanden, die auf den spezifischen Bedarf von Frauen ausgerichtet sind und eine Orientierung für die nach dem § 20 SGB V zu entwickelnden Maßnahmen und Programme. Die Leistungsträger sind daher aufgefordert, die Geschlechterperspektive in Handlungsfeldern, Leitlinien und bei Qualitätskriterien systematisch mit zu berücksichtigen.

Vordringliche Handlungsfelder sind: für Frauen im mittleren Lebensalter Prävention zum spezifischen Risiko bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen und Osteoporose; Vorsorge zur Vermeidung einer Medikamentenabhängigkeit für diese dafür besonders gefährdete Altersgruppe. Auch ist eine gezielte Prävention bei Mädchen erforderlich im Hinblick auf die Vermeidung von Essstörungen und Tabakkonsum.

Gesundheitspolitik muss ihre Prioritäten insgesamt mehr auf Gesunderhaltung und die Prävention chronischer Erkrankungen setzen. Davon könnten insbesondere ältere Frauen profitieren, die aufgrund ihrer im Vergleich zu Männern höheren Lebenserwartung besonders betroffen sind.

Gesundheitsversorgung

Für eine bedürfnisgerechte Gesundheitsversorgung bedarf es einer engeren Verknüpfung von medizinischer Versorgung und psychosozialer Beratung und Betreuung. Die Verbesserung der Versorgungsqualität zu erreichen, bedeutet auch, einer Unter-, Über- und Fehlversorgung entgegenzuwirken. Die Medikalisierung von Frauen, insbesondere im mittleren Lebensalter ist dafür ein Beispiel, ähnlich wie die Pathologisierung von Schwangerschaft und Geburt. Bei sorgfältiger Auswahl der Frauen kann die außerklinische Geburtshilfe eine sinnvolle Alternative darstellen. Hebammen sollten in die Schwangerenvorsorge stärker mit eingebunden werden.

Auch brauchen Frauen Unterstützung, um sich kompetent für oder gegen die Inanspruchnahme vorgeburtlicher Diagnostik zu entscheiden. Um Frauen verstärkt auf Beratungsmöglichkeiten hinzuweisen, wird derzeit ein Medienpaket für Schwangere zur Pränataldiagnostik entwickelt. Auch werden im Rahmen eines vom BMFSFJ geförderten Bundesmodellprogramms Beratungskriterien bei zu erwartender Behinderung des Kindes entwickelt. Ziel ist es, die Kooperation in der psychosozialen und medizinischen Versorgung Schwangerer zu verbessern.

Gesundheitsberufe

Die Beschäftigten im Gesundheitswesen sind für die Notwendigkeit einer dem Bedarf von Frauen angemessenen gesundheitlichen Versorgung zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Themen zur Frauengesundheit, insbesondere auch zur Gewalt als Ursache gesundheitlicher Probleme, sind in die medizinische Aus- und Weiterbildung und die Ausbildung in der Pflege einzubeziehen.

Zur Verwirklichung der Gleichberechtigung im Gesundheitswesen gehört eine Stärkung der beruflichen Position von Frauen. Das bedeutet auch mehr Anerkennung der Leistungen der Frauen im Pflegebereich. Leitungs- und Entscheidungsfunktionen in diesem Bereich sind immer noch vorwiegend mit Männern besetzt. Die Beteiligung von Frauen in den Gremien der Selbstverwaltung ist zu fördern.

Weitere Informationen über Gesundheitsportale im In- und Ausland:

www.gesundheit-nds.de

www.qweb.kvinnoforum.se

www.eawhr.org

www.fwhc.org


Aktuelles aus der MUL

Frauenförderplan der Medizinischen Universität zu Lübeck (gemäss §34 HSG) WS 2001/2002 – WS 2005/2006


Aktuelles aus dem UKL

Entwicklungsplan zur Chancengleichheit des Universitätsklinikums der Medizinischen Universität zu Lübeck (Frauenförderplan), WS 2001/2002 –31.12.2003


News

Arbeitslosengeld bei Mutterschutz

Die Mutterschaftszeit sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt soll künftig beim Anspruch auf Arbeitslosengeld mitberücksichtigt werden. Dies entschied der elfte Senat des Bundessozialgerichts am 19. Juni 2001 in Kassel. In der Begründung heißt es, dass die Fristen für den Anspruch auf Arbeitslosengeld teilweise verfassungswidrig seien. Laut Sozialgesetz muss eine Person ohne Arbeit innerhalb von drei Jahren mindestens 360 Tage versicherungspflichtig beschäftigt gewesen sein, um Arbeitslosengeld erhalten zu können. Mutterschutzzeiten wurden dabei nicht berücksichtigt. Hierin sah das Gericht den Gleichheitsgrundsatz verletzt. Im Vergleich bräuchten ArbeitnehmerInnen, die bei längerem Ausfall Krankengeld beziehen, keine Beiträge für die Arbeitslosenversicherung zu zahlen. Bei diesen werde jedoch die Krankheitszeit beim Anspruch auf Arbeitslosengeld angerechnet.

Erster deutscher PhD-Studiengang

Seit dem Wintersemester 2000/2001 bietet die Medizinische Hochschule Hannover die Promotion zum amerikanischen PhD (Doctor Philosophiae) an. Wer diesen in angelsächsischen Universitäten angesehenen Titel erwerben will, muß ein dreijähriges Aufbaustudium absolvieren. Der niedersächsische Wissenschaftsminister Thomas Oppermann erklärte bei der Genehmigung des neuen Studienganges, dass dieser ein wichtiger Schritt sei zur Entwicklung international wettbewerbsfähiger Studienabschlüsse.

Der Studiengang soll den wissenschaftlichen Nachwuchs ansprechen und ist an Projekten orientiert. Zugangsvoraussetzung ist ein abgeschlossenes Universitätsstudium der Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin oder der Naturwissenschaften. Es können pro Jahr nur 20 BewerberInnen berücksichtigt werden.

Weitere Informationen:

www.mh-hannover.de

Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern

(Stand 03.07.2001)

I.

Die Bundesrepublik Deutschland verfügt über ein großes Potenzial gut ausgebildeter weiblicher Arbeitskräfte. Die schulischen und beruflichen Qualifikationen der Frauen sind sehr gut: Viele junge Frauen sind heute besser qualifiziert als ihre männlichen Altersgenossen. Dieses Leistungs- und Qualifikationspotenzial spiegelt sich jedoch nicht adäquat in der Beschäftigung wider.

Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften steigt weiter an. Der rasche wirtschaftliche Wandel, die demografische Entwicklung und das gewachsene Selbstverständnis von Frauen, berufstätig zu sein, werden sich weiter positiv auf die Frauenerwerbstätigkeit auswirken. Mit einer Quote von 56,9 % liegt sie allerdings noch immer deutlich unter der der Männer (72,4 %). Der Anteil der Frauen in Führungspositionen ist in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich gestiegen, ist aber immer noch sehr niedrig und liegt unter dem Durchschnitt der EU-Staaten.

II.

Die Unternehmen brauchen das Potenzial der gut ausgebildeten und motivierten Frauen, um im nationalen ebenso wie im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Die Spitzenverbände der Wirtschaft und die Bundesregierung sind sich einig, dass es sich unser Land auf Dauer nicht leisten kann, in großem Umfang in Bildung und Ausbildung von Frauen zu investieren und das so gebildete Potenzial dann nicht zu nutzen.

In der betrieblichen Praxis existieren schon heute viele differenzierte, auf die betrieblichen Bedürfnisse abgestimmte Konzepte zur Förderung der Chancengleichheit, die dazu beitragen, die Chancen der Frauen im Berufsleben zu verbessern. Bei allen Fortschritten, die dabei in den vergangenen Jahren erreicht wurden, bedarf es in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft aber noch erheblicher Anstrengungen, um Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit in Bildung, Ausbildung, Beruf und Gesellschaft zu verbessern.

 

III.

Die Bundesregierung und die Wirtschaftsverbände stimmen in dem Ziel überein, durch aktive betriebliche Fördermaßnahmen sowohl die Ausbildungsperspektiven und die beruflichen Chancen der Frauen als auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter nachhaltig zu verbessern. Damit soll eine deutliche Erhöhung des Beschäftigungsanteils von Frauen erreicht werden, auch in den Bereichen, in denen sie bislang unterrepräsentiert sind. Dies sind insbesondere Führungspositionen und zukunftsorientierte Berufe. Maßnahmen zur Verfolgung dieser Ziele werden auch zu einer Verringerung der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen beitragen.

Die Bundesregierung und die Wirtschaftsverbände sind sich darin einig, dass neben betrieblichen Maßnahmen der Ausbau einer flächendeckenden Kinderbetreuungsstruktur und ein bedarfsgerechtes Angebot an Ganztagsschulen erforderlich sind.

Die Spitzenverbände der Wirtschaft sagen zu, ihren Mitgliedern betriebliche Maßnahmen zur Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen und Männern sowie der Familienfreundlichkeit zu empfehlen.

Geeignete betriebliche Maßnahmen sind abhängig von Situation, Größe, Branche und Struktur der Unternehmen und der Arbeitnehmerschaft:

  • Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit als Unternehmensphilosophie zu verankern und durch verbesserte Kommunikation nach innen und außen bekannt zu machen. Dazu gehört auch, die unterschiedlichen Auswirkungen unternehmerischer Tätigkeiten auf Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen zu berücksichtigen.
  • Förderung der Chancengleichheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als ausdrückliche Aufgaben für Beschäftigte mit Leitungsfunktion.
  • Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen, beispielsweise durch verstärkte Einbeziehung von Frauen in Weiterbildungsprogramme für Führungskräfte oder durch Angebote zu Mentoring- oder Shadowingprogrammen sowie durch Teilzeitangebote auch für Führungskräfte.
  • Angebote bereitzustellen, um mehr junge Frauen für zukunftsorientierte Ausbildungen und Studiengänge zu gewinnen und ihnen nach Abschluss der Ausbildung berufliche Perspektiven zu eröffnen.
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter zu verbessern, beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten und Arbeitsformen, Gleitzeitarbeit, Einführung von Arbeitszeitkonten, Sabbat-Jahren, Telearbeit, Job-Sharing sowie Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
  • Flexible Gestaltung der Familienphase zu ermöglichen, beispielsweise durch Angebote zur Teilnahme an Weiterbildung und betrieblichen Informationsveranstaltungen, Übertragung von Urlaubsvertretungen während der Elternzeit sowie durch Wiedereingliederungsprogramme für Berufsrückkehrerinnen.
  • Verbindliche Zielsetzungen zur Verwirklichung von Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit in den Betrieben zu formulieren und entsprechend zu dokumentieren.
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Konzeption und Umsetzung zu beteiligen. Dies kann durch Beteiligung des Betriebsrates und durch Abhalten von Belegschaftsversammlungen geschehen.

Bei der Auswahl der Maßnahmen sind die Besonderheiten kleiner und mittlerer Betriebe und die spezifischen Gegebenheiten der Branchen zu beachten.

Die Spitzenverbände werden Arbeitgeber und Unternehmen informieren, beraten und unterstützen. Sie werden Konzepte und Modelle zur Verwirklichung von Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit als nachahmenswerte Beispiele ("best-practice") präsentieren. Sie werden Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit zum Thema ihrer Ausbildungs- und Betriebsberatung sowie ihrer Bildungsveranstaltungen machen. Sie informieren damit über die breite Palette der Instrumente zur Durchsetzung der genannten Ziele in Klein-, Mittel- und Großbetrieben unterschiedlicher Branchen.

Die Spitzenverbände der Wirtschaft empfehlen den Unternehmen, die Unterstützung des Vereins Total E-Quality und das Audit Beruf und Familie bei der Weiterentwicklung von Chancengleichheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu nutzen.

Die Verbesserung der Infrastruktur für die Kinderbetreuung erfordert eine ausreichende finanzielle Basis der Kommunen. Durch die Neuregelung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs und die Anschlussregelung für den Solidarpakt zu Gunsten der neuen Länder wurde die finanzielle Lage der Länder und ihrer Kommunen langfristig gestärkt.

Im "Forum Bildung" erarbeitet die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern, den Sozialpartnern, den Kirchen und der Wissenschaft Empfehlungen für Reformen des deutschen Bildungssystems. In diesem Kontext wird gerade den Ganztagsschulen eine besondere Bedeutung zugemessen.

IV.

Die Umsetzung der "Vereinbarung der Bundesregierung und der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft" wird von der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft gemeinsam begleitet. Dazu setzen die Bundesregierung und die Spitzenverbände der Wirtschaft eine paritätisch besetzte hochrangige Gruppe "Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit in der Wirtschaft" ein. Die Gruppe wird in ihrer Arbeit durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unterstützt.

Die Gruppe wird zu Beginn ihrer Arbeit eine Bestandsaufnahme erstellen und erstmals Ende 2003, danach alle zwei Jahre die Umsetzung dieser Vereinbarung und die erzielten Fortschritte in den Unternehmen bilanzieren. Auf dieser Grundlage wird sie konkrete Vorschläge zur Weiterentwicklung der Maßnahmen zur Förderung von Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit erarbeiten.

V.

Solange die "Vereinbarung der Bundesregierung und der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft" erfolgreich umgesetzt wird, wird die Bundesregierung keine Initiative ergreifen, um die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft auf gesetzlichem Wege zu erreichen. Davon unberührt bleibt die Umsetzung von zwingendem EU-Recht.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung startet Informatikerinnen-Kampagne

Mit dem Motto "be.it – Werde Informatikerin!" startet das BMBF eine bundesweite Werbekampagne, um Mädchen und junge Frauen für das Informatik-Studium zu gewinnen. "Wir wollen mit der Kampagne zeigen, wie vielseitig und spannend Informatik ist. Informatik ist längst kein trockenes Anwenden von Programmiersprachen mehr, sondern teamorientiertes Projektmanagement", erklärte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn. Die Erfahrung zeige, dass sich junge Frauen für den Bereich Informatik interessieren, wenn Sie einen Einblick in die vielen Bereiche der Anwendung bekommen. Bulmahn: "Es ist wichtig, dass Frauen aktiv die Informationsgesellschaft mitgestalten. Gerade die unterschiedlichen Sichtweisen und Ansätze von Frauen und Männern müssen wir nutzen. Der anhaltende Fachkräftemangel im Informatikbereich kann nur erfolgreich angegangen werden, wenn es uns gelingt, Frauen für dieses Berufsfeld zu begeistern."

Derzeit beträgt der Frauenanteil an den Erstsemestern in Informatik bundesdurchschnittlich 17%. An der MUL liegt der Frauenanteil bei den StudienanfängerInnen für das WS 2001/2002 bei 22%. Das bedeutet, dass die MUL zwar noch immer über den Bundesdurchschnitt liegt, jedoch die Einschreibequote im Vergleich zu den beiden Vorjahren erheblich abgesunken ist. Denn 29% Frauen haben sich vor einem Jahr für ein Informatikstudium in Lübeck entschieden. Die Gründe für das diesjährige geringere Interesse der Abiturientinnen an der Informatik mag an der Einführung des neuen Studiengangs Biotechnologie liegen. Für diese neue Studienrichtung ist nachhaltige Werbung betrieben worden, die offensichtlich insbesondere Schülerinnen angesprochen hat. Denn von den 209 Studienanfängerinnen sind immerhin 62% Frauen.

Für den Studiengang Informatik gilt es deshalb, die Werbung für das Studium zu intensivieren und hierbei besonders die Schülerinnen anzusprechen. Hierzu gibt es wie bereits oben ausgeführt zahlreiche Initiativen, um die Vielfältigkeit der Berufsfelder, die ein Informatikstudium bietet aufzuzeigen. Unter der Webadresse: www.werde-informatikerin.de erhalten junge Frauen ab sofort alle Informationen rund um den Beruf Informatikerin. Neben Porträts, Fakten und Erfahrungsberichte gibt es eine Internetdatenbank zur Suche geeigneter Studienmöglichkeiten, Praktika und besonderer Angebote der Hochschulen für Informatikstudentinnen.

Ein weitere spannende wie auch informative Webadresse ist: www.weiblich-wissend-wach.de . Auf Initiative des Frauenbüros der Stadt Göttingen werden hier die unterschiedlichsten Berufe im Multimedia-Bereich vorgestellt. Wer dies nicht alles am Bildschirm lesen will, kann die Broschüre auch über das Frauenbüro der MUL (Telefon 500-3619) bestellen oder direkt über das Internet.

Eine andere Broschüre mit dem Titel "Informatikerinnen gesucht!" ist vom Fachbereich Informatik der Universität Dortmund herausgegeben worden. Hier geben Informatikerinnen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern Tipps und Tricks für zukünftige Informatikerinnen. Auch diese Broschüre ist im Frauenbüro der MUL erhältlich oder direkt im Dekanat Informatik der Universität Dortmund, Telefon 0231/755-2121.

Juniorprofessuren an der Humboldt-Universität Berlin und der Georg-August-Universität Göttingen ausgeschrieben 4

An der Humboldt-Universität Berlin sind 28 Juniorprofessuren quer über alle Fakultäten ausgeschrieben. Die Georg-August-Universität Göttingen will ab dem 1. Dezember 2001 40 Juniorprofessuren besetzen; die Stellen sind fachlichen Schwerpunkten in allen Fakultäten mit Ausnahme der Juristischen Fakultät zugeordnet.

Die Beschäftigung erfolgt an beiden Universitäten zunächst im akademischen Mittelbau. Sobald die gesetzlichen und haushaltsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen sind, erfolgt die Überleitung in eine Juniorprofessur.

Einstellungsvoraussetzungen sind eine herausragende Dissertation und zusätzliche wissenschaftliche Leistungen, in der Regel Publikationen in anerkannten Fachzeitschriften. Die Auswahl erfolgt in einem berufungsähnlichem Verfahren. An der HU Berlin läuft die Bewerbungsfrist bis zum 14. September 2001.

Die Professuren verfügen über eine drittmittelfähige Grundausstattung. Das BMBF will nach Inkrafttreten der Dienstrechtsreform im nächsten Jahr insgesamt 3.000 Juniorprofessuren mit insgesamt 360 Millionen Mark fördern. Noch in diesem Jahr stellt der Bund Mittel in Höhe von 12 Millionen Mark für die Ausstattung der Stellen zur Verfügung.

Auch die Philipps-Universität Marburg plant 15 Juniorprofessuren, von denen vier noch in diesem Jahr besetzt werden sollen. Die fachlichen Zuordnungen sind bereits festgelegt.

Die Änderung der Qualifizierungswege soll auch Frauen zugute kommen. Durch die frühe Selbständigkeit in der wissenschaftlichen Arbeit erhofft sich Bundesministerin Bulmahn auch eine Steigerung des Frauenanteils bei den Professuren.

IBM Nachwuchswettbewerb: 3000 Euro für die beste multimediale Hochschularbeit zu Frauenthemen 4

Mit dem neu ausgeschriebenen Sonderpreis im Rahmen des Multimediawettbewerbs von IBM und der Multimedia Transfer ist beabsichtigt, die Chancen für Frauen in der Informationstechnologie zu erhöhen und auch das Interesse von jungen Frauen an den neuen Medien zu steigern. In den letzten Jahren wurden lediglich ein Drittel aller Arbeiten von Frauen eingereicht, dies soll sich durch den neuen ‚Women’s Special’ ändern. Studentinnen, Absolventinnen und Wissenschaftlerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz können sich jedes Jahr bis zum 15. Oktober mit ihrem Multimediaprojekt zu Themen wie "Women im Web", "Frauenplattform", "Feministische Linguistik" oder "Gender Studies" bewerben.

Der Multimediawettbewerb, der bereits zum siebten Mal durchgeführt und mit einem Gesamtvolumen von 45.000 Euro ausgestattet ist, soll auf das hohe Potenzial deutschsprachiger Top-Studierender aufmerksam machen und den Kontakt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft fördern.

Alles über Bewerbung, Termine und Ausschreibung unter www.ask.uni-karlsruhe.de/transfer2002

Erstmalig über 10% Professorinnen an deutschen Hochschulen

Mit 10,5% hat der Frauenanteil an den Professuren im Jahr 2000 einen neuen Höchststand erreicht uns stieg gegenüber 1999 um 0,7 Prozentpunkte. 1992 waren nur 6,5% der Professuren mit Frauen besetzt. Diese neuesten Zahlen zu den Beschäftigten an Hochschulen legte das Statistische Bundesamt am 17. Juli vor. Insgesamt waren Ende des Jahres 2000 50% des Hochschulpersonals Frauen. Während fast 70% des nichtwissenschaftlichen Personals weiblich ist, lag die Quote beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal bei 27%. Mit insgesamt 490.400 Personen verzeichneten die Hochschulen etwa 1500 Beschäftigte mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Professoren ging um 359 zurück, die der Professorinnen stieg dagegen um 220.

Weiter Informationen : www.statistik-bund.de/presse/deutsch/pm2001/p2490071.html


Neuerscheinungen

Im November erscheint die 3. Auflage der Broschüre "Ärztin, Wissenschaftlerin und andere Berufe. Neue und alte Berufsfelder für Medizinerinnen".

Insbesondere in den vergangenen zwei Jahren hat sich das Weiterbildungsangebot und die Vielfalt an alternativen Berufsmöglichkeiten für Medizinerinnen entscheidend verändert. Und immer mehr Medizinerinnen entscheiden sich für einen Arbeitsplatz fern von klinischen Tätigkeiten. Die Gründe hierfür sind offensichtlich: Überforderung durch die dreifache Belastung Krankenversorgung-Forschung-Lehre und den daraus resultierenden langen und unflexiblen Arbeitszeiten, die kaum Raum für Familienleben lassen, von Freizeit ganz zu schweigen.

Ein besonderer Schwerpunkt ist in dieser Ausgabe auf MBA-Programme gelegt worden. Denn die Kombination von einem abgeschlossenem Studium in Medizin oder Naturwissenschaften und ein Master of Business and Administration ist zur Zeit eine der gefragtesten Berufsqualifikationen.

Wer jetzt auf diese Broschüre neugierig geworden ist, kann sie ab dem 15. November im Frauenbüro der MUL kostenlos erhalten. Schriftliche oder telephonische Bestellungen werden nur nach Zusendungen eines entsprechend frankierten Din A5 Rückumschlages bearbeitet.


Fussnoten:
1

Kurzfassung vom 29.05.2001 2Der vollständige Bericht kann unter www.bmfsfj.de/dokumente/Struktur/ix_42501_4931.htm heruntergeladen oder als Buch bestellt werden. 3Durchgeführt in wissenschaftlicher Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsklinikum Charité, Institut für Arbeits-, Sozialmedizin und Epidemiologie, Dr. Jutta Begenau u. Dr. Jutta Hahn; Technische Universität Berlin, Institut für Gesundheitswissenschaften Prof. Dr. Ulrike Maschewsky-Schneider, Dr. Antje Ducke u. Dipl. Soz. Birgit Babitsch; Sozialwissenschaftliches Frauenforschungsinstitut an der Kontakstelle für praxisorientierte Forschung der Ev. Fachhochschule Freiburg Prof. Dr. Cornelia Helfferich u. Dipl. Soz. Anneliese Hendel-Kramer u.a. 4Aus: CEWS-Newsletter 6/2001.


Kontakt:
Medizinische Universität zu Lübeck
Dr. Sabine Voigt, Frauenbeauftragte
Ratzeburger Allee160
23538 Lübeck
Telefon (0451) 500-3619, -3620
Fax (0451) 500-3385
E-mail voigts@medinf.mu-luebeck.de

Impressum:
Herausgeberin:
Die Frauenbeauftragte
Medizinische Universität zu Lübeck
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
e-mail: voigts@medinf.mu-luebeck.de
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