I n h a l t
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Editorial
Bereits seit zwei Jahren besteht nun der Frauenförderplan sowohl der Universität zu Lübeck als auch des
UKS-H Standort Lübeck. Zeit also für eine Zwischenbilanz. Und diese fällt recht
positiv aus!
In vielen Bereichen sind die
Vorgaben bereits heute schon erfüllt und die angestrebten Projekte zur
Verbesserung der Chancengleichheit entweder schon umgesetzt oder im
Antragsverfahren, soweit sie drittmittelfinanziert sind.
In diesem Sinne ist die
Universität auf einem guten Weg.
Für das UKS-H Standort Lübeck erscheint der Weg kurvenreicher und steiniger. Obwohl auch hier die
Statistik durchaus Grund zur Freude bietet, scheint dies weder Interimsvorstand
noch Aufsichtsrat beeindruckt zu haben. So werden durch den Beschluss einer
flächendeckenden Wiederbesetzungssperre, die auch freiwerdende Stellen durch
Mutterschutz und Elternzeit einbezieht, Erfolge in der Frauenförderung ad
absurdum geführt. Denn schließlich sind ausgerechnet die Kliniken und Institute
durch diesen Beschluss bestraft worden, die verstärkt Ärztinnen eingestellt
haben. Dort sind naturgemäß freiwerdende Stellen durch Mutterschutz und
Elternzeit häufiger als in Kliniken, die nur wenige oder gar keine Ärztinnen
beschäftigen. Mein Protest gegen diese Form der Rasenmähermethode wurde leider
weder vom Interimsvorstand noch vom Aufsichtsratsvorsitzenden verstanden. Auch
ein Einschalten des Frauen- und Justizministeriums zeigte keine Wirkung.
Es scheint, dass der Weg hin
zur Umsetzung von Gender Mainstreaming für das Land Schleswig-Holstein ein noch
sehr weiter ist!
Lübeck im Oktober 2003
Sabine Voigt
Beiträge
Die Juniorprofessur -
Hochschulreform mit Kinderkrankheiten? Eine Studie der Jungen
Akademie bilanziert den (Miss-)Erfolg der Juniorprofessur.
Katharina Landfester, Jörg Rössel
Es ist nicht viel länger als ein Jahr her, dass die von
Bundesbildungsministerin Bulmahn initiierte Novellierung des
Hochschulrahmengesetzes vom Bundespräsidenten unterschrieben wurde. Die darin
enthaltene Einführung der Juniorprofessur sollte an den deutschen Hochschulen
für frischen Wind sorgen: Die Attraktivität von Karrieren im deutschen
Hochschulsystem sollte für junge, ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftler durch
mehr Selbständigkeit, Senkung des Erstberufungsalters und die Abschaffung der
Habilitation vergrößert werden. Dies sollte auch die Chancen für Frauen im
Wissenschaftssystem verbessern. In einer Pressemitteilung vom 6.2.2003 wurde
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine außerordentlich
positive Bilanz gezogen: Nicht nur die Ausschreibungen liefen auf vollen
Touren, sondern bei der Besetzung der Stellen sei auch ein besonders hoher
Frauenanteil und eine Vielzahl von internationalen Wissenschaftlern rekrutiert
worden. Das sieht in der Tat nach einem großartigen Erfolg aus. Doch halt -
stutzig macht zunächst einmal, dass es ruhig geworden ist, beunruhigend ruhig
sogar: Seit einiger Zeit sind kaum mehr Pressemitteilungen oder Berichte zu
lesen. Wie ergeht es den ersten Juniorprofessoren? Eine Studie der
Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie der Naturforscher
Leopoldina zeigt nun deutlich, dass die vom Bundesforschungsministerium so
euphorisch positive Einschätzung der Einführungsphase der Juniorprofessur nicht
bestätigt werden kann und dass eklatante Schwachstellen zu entdecken sind.
Vor der Einführung der Juniorprofessur hatten die
Mitglieder der Jungen Akademie - deutschsprachige Nachwuchswissenschaftler aus
unterschiedlichen Disziplinen - in ihren Wortmeldungen zur Juniorprofessur
dieses Projekt trotz einiger Kritik durchaus unterstützt. Allerdings wurde vor
allem gefordert, dass Korrekturen bei der Umsetzung notwendig seien. Vor allem
sollte die Postdoc-Phase gestärkt, Hausberufungen verhindert und die
Möglichkeit einer weiterführenden Stelle nach sechs Jahren bei Bewährung
(Tenure Track) verankert werden. Bisher ist es nur in zwei Bundesländern
-nämlich in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen- zu einer schnellen, ja
vorschnellen Umsetzung ins Landesrecht gekommen. Leider gehen in beiden Fällen
die Bestimmungen zur Juniorprofessur nicht oder nicht wesentlich über die
Bundesgesetze hinaus. In anderen Bundesländern werden weiterreichende
Vorschläge erarbeitet. Ungeachtet der bisher fehlenden landesrechtlichen
Umsetzungen in den meisten Bundesländern sind dennoch bereits bundesweit von
den Universitäten Juniorprofessuren "vorbehaltlich des noch ausstehenden
Landesrechts" ausgeschrieben und besetzt worden. Ja, es wurden sogar
Juniorprofessuren von Universitäten derjenigen Bundesländer ausgeschrieben, die
im Moment eine Verfassungsklage eingereicht haben.
Was ist nun geschehen mit
den Juniorprofessuren, die bereits in Amt und Würde sind? Den
Nachwuchswissenschaftlern der Jungen Akademie erschien es sehr wichtig, dieser
Frage nachzugehen. Sie haben daher die praktische Umsetzung der Juniorprofessur
in den Ländern und an den Hochschulen wissenschaftlich evaluiert. Nur so kann
ein Erfolg der hochschulpolitischen Innovation belegt oder eben widerlegt
werden. Dazu wurden die Ausschreibungstexte für Juniorprofessuren ausgewertet,
eine Befragung unter den Inhabern dieser Stellen durchgeführt und zudem die
nach anfänglichen heißen Debatten merklich stiller gewordene
Presseberichterstattung zu diesem Thema systematisch analysiert. Aus dieser
Studie werden nun zum ersten Mal Ergebnisse präsentiert, mit einem Abschlußbericht
ist Mitte Juli 2003 zu rechnen.
Die Ergebnisse der Studie
Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie sind in der Tat alles
andere als ermutigend, denn sie zeichnen ein skeptisches Bild von der Umsetzung
der Hochschulreform. So zeigt die Auswertung von Ausschreibungen für
Juniorprofessuren in der Wochenzeitschrift "Die Zeit", dass
gegenwärtig das Interesse an diesem Stellentypus erschreckend erlahmt ist. Nach
einem starken Mitnahmeeffekt zum Zeitpunkt der Novellierung der Hochschulreform
ist die Ausschreibungsaktivität der Universitäten deutlich zurückgegangen.
Gegenwärtig werden pro Monat bundesweit nur ca. 25 Stellen ausgeschrieben, was
deutlich hinter dem vom Bundesforschungsministerium anvisierten Ziel
zurückbleibt. Dieses hatte eine Anzahl von insgesamt 6000 Juniorprofessuren als
erforderlich angesehen. Dazu müssten aber in jedem Monat nahezu 100 Stellen
ausgeschrieben werden.
Eine derart sinkende
Attraktivität spricht nicht gerade dafür, dass die Universitäten von dem Modell
Juniorprofessur noch sehr begeistert sind. Doch auch in anderer Hinsicht
scheint das Interesse für diese Stellen zu sinken. Von den ca 300 zwischen dem
1.10.2001 und dem 31.3.2002 ausgeschriebenen Stellen konnten bis Ende Mai 2003
ca. ein Viertel auch nach über einem Jahr nicht besetzt werden, weil offenbar
keine geeigneten Kandidaten gefunden wurden (oder vielleicht werden sollten?),
wie telefonische Nachfragen bei den jeweiligen universitären Einrichtungen
ergaben. Prozentual werden deutlich mehr Juniorprofessuren in den
Naturwissenschaften als in den Geisteswissenschaften ausgeschrieben, viele
Geisteswissenschaftler stehen weiterhin skeptisch der Juniorprofessur
gegenüber, der deutsche Historikertag bezeichnete die Juniorprofessur gar als
"sozialdarwinistisch". Nur die zähesten, nicht mehr die besten
Forscher würden hierbei überleben.
Im Allgemeinen sind die
Stellenausschreibungen sehr knapp gehalten, die Aufgaben werden nur dürftig
umrissen und nur selten wird eine konkrete Angabe zur Ausstattung der Stelle
gemacht. Tenure-track-ähnliche Optionen werden fast nie geboten. Bedenklich ist
die Tatsache, dass immer noch Stellenanzeigen mit dem Vermerk erscheinen, es
liege ein interner Bewerber vor. Auch ohne diesen Vermerk sind viele Stellen so
speziell auszuschreiben, dass in der Tat nur ein einziger, nämlich der interne
Kandidat, passt.
Auch die Umfrage unter
bereits berufenen Juniorprofessoren ergab ein ernüchterndes Bild. Betrachtet
man die Möglichkeiten selbständiger Arbeit, so scheinen diese für die Befragten
160 Juniorprofessoren (noch?!) erschreckend begrenzt. Und das, obwohl es als
großes Plus für Juniorprofessuren propagandiert wurde, endlich unabhängig von
bestehenden Strukturen forschen zu können! Fast die Hälfte der Befragten gab
an, dass sie im Gegensatz zur Intention der Hochschulreform sehr wohl an einen
Lehrstuhl angebunden seien. Dies mag freilich mit der alles in allem doch
beschränkten Ausstattung der befragten Wissenschaftler zusammenhängen: So
verfügen jeweils mehr als die Hälfte der Juniorprofessoren nicht über
Sekretariatskapazitäten, wissenschaftliche Mitarbeiter, studentische
Hilfskräfte oder Laborpersonal. Gerade Personal ermögliche aber erst bei
experimentell arbeitenden Forschern die selbständige Arbeit und wurde den
bisherigen Habilitanden über den Leiter einer Abteilung -mehr oder weniger nach
Gutdünken desselben und meistens nur nach einer Einarbeitungszeit- zur
Verfügung gestellt.
Ungefähr ein Drittel der
befragten Juniorprofessoren gab sogar an, dass sie über keinerlei Forschungsmittel
verfügen - womit sollen diese Nachwuchswissenschaftler ihre Forschung denn
finanzieren? Das ist umso erstaunlicher, als das Bundesministerium für Bildung
und Forschung die Einrichtung jeder Juniorprofessur mit sage und schreibe
60.000 Euro fördert (im Jahr 2001 waren es sogar noch 76.000 Euro!). Das ist
für einen geisteswissenschaftlichen Juniorprofessor viel Geld, für einen
naturwissenschaftlich experimentell arbeitenden Juniorprofessor ein eher
mageres Sümmchen. Jedoch wird zunächst das Geld vom BMBF an die Universität
gezahlt, die frei entscheiden kann, wie die Mittel verwendet werden. Angesichts
dieser großzügigen Förderung der Juniorprofessuren durch das Bundesministerium
sollte man durchaus genauer nach dem Verbleib der Fördermittel fragen. In der
Universität Göttingen können z. B. die Juniorprofessoren unabhängig von ihrer
Fachrichtung selbst über den gesamten Betrag verfügen und die
Anschubfinanzierung auf die Dauer der Juniorprofessur von sechs Jahren verteilt
ausgeben. Damit kann es natürlich passieren, dass ein Juniorprofessor für
Ägyptologie durchaus über mehr Sachmittel als sein gesamtes Institut verfügt.
An anderen Universitäten, wie auch z. B. an der Humboldt-Universität in Berlin,
muss das Geld dagegen innerhalb von wenigen Monaten ausgegeben werden. Andere
Universitäten wiederum geben den Betrag ganz offensichtlich nicht oder
zumindest nicht in vollem Umfang an die Juniorprofessoren weiter. In diesen
Fällen scheint das Geld eher als Aufbesserung der ohnehin schwachen Finanzen
der Uni zu dienen. Warum, haben sich selbst Universitäten aus Bundesländern,
die sich bisher eher ablehnend gegenüber der Juniorprofessur verhalten, wohl so
fleißig an dem Run auf (oder Wettstreit um) das Geld für Juniorprofessuren
beteiligt? In der Selbsteinschätzung der Juniorprofessoren zeigt sich, dass nur
etwa die Hälfte von ihnen mit ihrer Ausstattung zufrieden ist. Viele sehen sich
auch in einer besseren Ressourcenposition als wissenschaftliche Assistenten in
ihrem Fach, wenngleich sie ihre Ausstattung ganz überwiegend als geringer
einschätzen als die eines Lebenszeitprofessors.
Aus Sicht der Jungen
Akademie besteht ein weiteres großes Manko der Juniorprofessur in der Erlaubnis
von Hausberufungen. Hier hat der Reformentwurf des BMBF der Bildung von
Seilschaften und der Vetternwirtschaft Tür und Tor sperrangelweit geöffnet. Die
Ergebnisse der Befragung unter den Juniorprofessoren zeigen, dass von der
Möglichkeit zur Hausberufung in sehr breitem Umfang Gebrauch gemacht wurde und
auch in vielen Fällen öffentlich dazu gestanden wird. Zwischen einem Viertel
und einem Drittel der Stelleninhaber hat an der jeweiligen Universität schon
promoviert oder sogar eine Assistentenstelle innegehabt. Nur weniger als die
Hälfte der Juniorprofessoren haben in ihrer bisherigen akademischen Laufbahn
noch nichts mit ihrer jetzigen Universität zu tun gehabt. Damit soll nicht
suggeriert werden, dass die gegenwärtigen Inhaber der Juniorprofessuren nur
durch soziale Beziehungen und nicht durch die ausgezeichnetere Qualität ihrer
Arbeit ihre jeweiligen Stellen erhalten haben. Doch die
Nachwuchswissenschaftler von der Jungen Akademie sehen in der durch das Gesetz
erlaubten Praxis eine strukturelle Basis für die Einschränkung von
Qualitätsstandards bei der Besetzung von Stellen. Es ist durchaus verblüffend,
dass in einigen Fällen bereits langjährig angestellte Assistenten auf
Juniorprofessuren im gleichen Lehrstuhl berufen werden. Ein Schelm, wer Böses
dabei denkt.
Im Hinblick auf die
Zielsetzung des BMBF, die Qualifikationsdauer zu verringern, stimmen die ersten
Ergebnisse der Jungen Akademie ebenfalls skeptisch. Das
Durchschnittseinstiegsalter der befragten Juniorprofessoren liegt momentan bei
stolzen 34 Jahren, und damit wären die Inhaber der Juniorprofessur-Stellen nach
deren Ablauf genauso alt wie ein Habilitierter im alten System. Würden also die
Nachwuchswissenschaftler bei der obligatorischen Zwischenevaluation nach 3
Jahren negativ bewertet, dürften ihre Chancen auf dem freien (nicht-
universitären) Arbeitsmarkt wohl unwesentlich größer sein als die von etwas
älteren Habilitierten.
Bei nur etwa einem Viertel
der Stellen gibt es derzeit eine von der Universität angebotenen
Tenure-Track-Option, die im Anschluss an die sechsjährige Juniorprofessur nach
erfolgreicher Evaluation eine Ernennung zum Professor auf Lebenszeit
ermöglicht. Der Weg einer Juniorprofessur ist also in vielen Fällen noch nicht
einmal mit der Möglichkeit verbunden, nach sechs Jahren Juniorprofessur eine
weiterführende Stelle zu bekommen. Über Alternativen ist bisher noch
erschütternd wenig nachgedacht worden, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich
rein zufällig nach sechs Jahren genau im Anschluss eine offene Stelle ergibt,
ist wohl als eher gering zu werten. Also, dann doch: hochqualifiziert und
danach arbeitslos (wie das Motto des Bayrischen Hochschultages 2003 lautet)?
Nach drei und sechs Jahren
sollen nach der Vorstellung des Bundesgesetzes Evaluationen erfolgen, die über
den Erfolg oder Misserfolg der bisherigen Tätigkeit entscheiden. Nur, wie sehen
diese Evaluationen aus? Bei der Befragung der Juniorprofessoren konnte
festgestellt werden, dass die Hochschulen von der Entwicklung eines
transparenten und leistungsorientierten Evaluationskatalogs noch sehr weit
entfernt sind. Man wartet da lieber ab. Die befragten Juniorprofessoren
berichten in ihrer übergroßen Mehrheit über keinerlei Absprachen sowohl
hinsichtlich der Kriterien der Evaluation als auch in Bezug auf die
Zusammensetzung der Evaluationskommission. Das ist als sehr erschreckend zu
werten, denn wie sollen sich denn die Juniorprofessoren auf die bevorstehende
erste Evaluation vorbereiten? Es kommt daher wohl auch nicht von ungefähr, dass
sich nur weniger als ein Drittel der Befragten auf die ungewisse Zukunft als
Juniorprofessor verlassen und keine Habilitation einreichen will.
Trotz dieser überwiegend
negativen Bilanz in der Studie der Altersgruppe Wissenschaftspolitik der Jungen
Akademie konnten auch positive Entwicklungen festgestellt werden. Es ergab sich
ein Frauenanteil unter den Juniorprofessuren von fast 30%. Ob es sich hier
freilich um einen Fortschritt handelt, kommt auf den Vergleichsmaßstab an. Der
Wert liegt deutlich über dem Anteil der Frauen bei den Habilitationen (2001:
gut 17%), dagegen ist er durchaus vergleichbar mit dem momentanen Frauenanteil
bei wissenschaftlichen Mitarbeitern und wissenschaftlichen Assistenten. Es
bleibt abzuwarten, ob die Juniorprofessur den Anteil der Frauen bei
Lebenszeitprofessuren wirklich erhöhen wird.
Die Belastung der
Juniorprofessoren mit Lehre in den ersten Jahren scheint sich als geringer
herauszustellen, als anfangs von vielen Kritikern befürchtet wurde. So wird den
meisten Befragten nur ein maßvolles Lehrdeputat von vier Semesterwochenstunden
genannt, das bei ca. einem Drittel nach drei Jahren auf sechs Semesterwochenstunden
steigen soll und bei einem weiteren Drittel konstant bleiben wird. Da auch die
Belastungen durch Prüfungen sich bei den meisten in einem eher geringen Umfang
bewegen, ist der Spielraum für die Entwicklung eigener Forschungskonzepte bisher
als relativ groß einzuschätzen.
Die Arbeitsgruppe
Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie kommt in ihrer Studie zu einem
eindeutigen und ernüchternden Ergebnis: Die hoffnungsvollen Ansätze in dem
Konzept der Juniorprofessur konnten bisher nur in sehr beschränktem Maße
umgesetzt werden. Das Interesse von Seiten der Universitäten, aber auch das
Vertrauen von Seiten der Nachwuchswissenschaftler in diese neue Kategorie hält
sich offensichtlich sehr stark in Grenzen. Auch die anvisierten Zielsetzungen
hinsichtlich erweiterter Gestaltungsspielräume, Senkung der Qualifikationsdauer
und einer Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von akademischen Karrieren an
deutschen Universitäten werden bisher nur rudimentär verwirklicht. Die Studie,
die die Entwicklung und praktische Umsetzung der Juniorprofessur in einem frühen
Stadium verfolgt hat, kommt zu einer
kritischen Einschätzung der gegenwärtigen Umsetzung der Hochschulreform. Ohne
eine durchgreifende Kurskorrektur und deutliche hochschulpolitische Maßnahmen
wird die Juniorprofessur das Schicksal ihrer Vorgängerin, der
Assistenzprofessur in den siebziger Jahren, teilen und sich nicht im deutschen
Hochschulsystem etablieren können.
Aktuelles aus der UL
Bericht über die Umsetzung des Frauenförderplanes
vom 13.06.2001
Der derzeitige
Frauenförderplan für die Universität zu Lübeck gilt für den Zeitraum vom WS
2001/2002 bis zum WS 2005/2006. Jetzt, zu Beginn des WS 2003/2004 wird eine
erste Zwischenbilanz gezogen, die insgesamt als zufriedenstellend bezeichnet
werden kann.
Im Frauenförderplan werden
drei Schwerpunkte genannt, die bis zum WS 2005/2006 geplant und umgesetzt
werden sollten. Hierbei handelt es sich um
1. die konsequente Akquirierung von Abiturientinnen für die neu
entstandenen Studiengänge in der Informatik und den Life Science-Fächern
2. die verstärkte und gezieltere Betreuung und Förderung von
Studentinnen, insbesondere Doktorandinnen in der Medizin
3. die intensive Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Es ist zum einen eine
umfangreiche Internetseite für Schülerinnen errichtet worden, die einen
Informationsservice über Studiengänge und Ausbildungen in den Bereichen der
Life Science Fächer und der Medizintechnik anbietet. Unter www.train-biomedtec.de sind die
Informationen abzurufen.
Darüber hinaus soll über das
Hochschul- und Wissenschaftsprogramm eine Stelle eingeworben werden, die als
Verbindungsglied zwischen Schule und Universität (hier insbesondere für den
Studiengang Informatik) die Zusammenarbeit professionalisieren soll.
Aufgabe der Stelleninhaberin
wird sein, die Schüler und Schülerinnen für das Studienfach Informatik durch
monoedukative Schnupperkurse, Summerschools oder Computerwochen zu
qualifizieren. Darüber hinaus ist geplant, LehrerInnenfortbildungen für
bestimmte Schwerpunkte der Informatik anzubieten.
Dieses Projekt hat das Ziel,
im Rahmen einer besseren Qualifizierung aber auch einer intensiveren
Informationspolitik, die „drop out“ Quote im Informatikstudium zu senken und
gleichzeitig durch gezielte Informationen das Interesse der Schüler und
insbesondere der Schülerinnen an einem Informatikstudium zu wecken.
Zu 2 + 3: Durch die geplante
Schaffung eines Career Centers
,
dass insbesondere auch auf spezielle Belange und Bedarfe von Studentinnen,
Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen eingehen soll, wird eine wesentlich
Forderung des Frauenförderplanes erfüllt werden: nämlich die gezieltere
Betreuung von Studierenden und NachwuchswissenschaftlerInnen.
Außerdem ist in diesem Jahr
erstmalig im Rahmen der internen Forschungsförderung der medizinischen Fakultät
ein Habilitationsstipendium ausgeschrieben worden mit dem Ziel, habilitierende
Ärztinnen mit Kind/ern, die sich in der Endphase ihrer Habilitation befinden,
zu fördern. Diese Ärztinnen sollen für eine Zeit von 6-12 Monaten von der
klinischen Tätigkeit für Forschungsarbeiten freigestellt werden. Damit soll
auch die derzeit geringe Habilitationsquote von Ärztinnen erhöht werden (s. a.
S.19 in diesem Heft).
Studierendenstatistik
Die nachfolgende Tabelle zeigt die aktuellen
Einschreibungen für das Wintersemester 2003/2004.
Studienfach |
Abschluss |
1.Fachsemester WS 2003/2004 insgesamt(StudienanfängerInnen) |
Davon 1.Fachsemester weiblich |
Computational Life Science |
Bachelor of Science |
25 |
12 (48%) |
Digital Media |
Master |
5
|
1 (20%) |
Informatik |
Bachelor of Science |
31 |
5 (16%) |
Informatik |
Diplom |
106 |
20 (19%) |
Medizin |
1. Staatsprüfung |
171 |
117 (68%) |
Molekulare Biotechnologie |
Bachelor of Science |
55 |
36 (65%) |
Promotionsstud. Medizin |
Promotion |
15 |
10 (67%) |
Promotionsstud. Naturw. |
Promotion |
30 |
18 (60%) |
Während die
Studienanfängerinnen in der Medizin weiterhin bei 68% liegen, ist der
Prozentsatz bei den Studienanfängerinnen in der Informatik im Vergleich zu den
Vorjahren um 3 Prozentpunkte auf 19% gesunken. Auch das Angebot eines
Bachelorstudienganges in der Informatik wird von Schülerinnen noch kaum
wahrgenommen. In diesen Bereichen bedarf es zukünftig einer noch nachhaltigeren
Informations- und Qualifizierungsarbeit, um verstärkt Schülerinnen für ein
Studium der Informatik zu interessieren. Dies soll eine der zentralen Aufgaben
der noch einzuwerbenden Stelle werden, die über das Hochschul- und
Wissenschaftsprogramm (s.o.) finanziert werden soll.
Erfreulich sind die gleichbleibend hohen Anfängerinnenzahlen in den Fächern Molekulare
Biotechnologie und Computational Life Science.
Promotion und Habilitation
Promotionen insgesamt | Medizinische Fakultät | Technisch-Naturwiss. Fakultät |
Jahr |
Ges. |
m |
w |
Ges. |
m |
w |
Ges. |
m |
w |
1993 |
86 |
47 |
39 |
75 |
40 |
35 |
11 |
7 |
4 |
1994 |
102 |
63 |
39 |
96 |
60 |
36 |
6 |
3 |
5 |
1995 |
147 |
93 |
54 |
136 |
87 |
49 |
11 |
6 |
5 |
1996 |
172 |
104 |
68 |
160 |
97 |
63 |
12 |
7 |
5 |
1997 |
140 |
76 |
64 |
128 |
69 |
58 |
12 |
7 |
5 |
1998 |
154 |
78 |
76 |
134 |
68 |
66 |
20 |
10 |
10 |
1999 |
131 |
75 |
57 |
119 |
67 |
52 |
12 |
8 |
4 |
2000 |
141 |
79 |
62 |
122 |
71 |
51 |
19 |
8 |
11 |
2001 |
150 |
83 |
67 |
132 |
67 |
65 |
18 |
16 |
2 |
2002 |
181 |
97 |
84 |
160 |
83 |
77 |
21 |
14 |
7 |
Habilitationen insgesamt | Med. Fakultät (davon weiblich) | Technisch-Naturwiss. Fakultät (davon weiblich) |
1989 |
9 |
9 |
0 |
1990 |
5 |
5 |
0 |
1991 |
6 |
6 |
0 |
1992 |
10 |
10 |
0 |
1993 |
6 |
6 (1) |
0 |
1994 |
10 |
9 |
1 |
1995 |
20 |
18 (1) |
2 |
1996 |
18 |
15 (1) |
3 |
1997 |
17 |
15 |
2 (1) |
1998 |
18 |
17 |
1 |
1999 |
19 |
15 (5) |
4 |
2000 |
22 |
20 (1) |
2 |
2001 |
22 |
17 (3) |
5 (1) |
2002 |
15 |
12 (4) |
3 |
Bei den Promotionen zeigt
sich, dass in der Medizinischen Fakultät im Verhältnis zum hohen Frauenanteil
im Studium zu wenige Studentinnen und Ärztinnen ihre Promotion an der
Universität zu Lübeck abschließen. Hier bedarf es einer genaueren Analyse, um
die Gründe für die geringere Promotionsquote zu evaluieren. Das sich noch im
Antragsverfahren befindende Career Center könnte hier zukünftig die Berufswege
von AbsolventInnen begleiten. Denkbare Gründe für die vergleichsweise geringere
Promotionsquote von Studentinnen wären: 1.das Verschieben der Promotion wegen
Familienplanung, 2. Promotion erfolgt an einer anderen Universität, 3.
Absolventinnen nutzen Ihr Studium nicht, um in die Krankenversorgung oder
Forschung zu gehen, sondern weichen auf andere medizinnahe Berufsfelder aus.
In der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät sieht die
Statistik etwas anders aus: die Promotionsquote von Wissenschaftlerinnen ist
stark schwankend, was seinen Grund sicherlich darin hat, dass die Uni Lübeck
mit Ausnahme von Informatik und Biotechnologie keine Naturwissenschaftlichen
Studiengänge anbietet und damit bei der Rekrutierung des wissenschaftlichen
Nachwuchses nicht auf eigene StudentInnen zurückgreifen kann, sondern von einem
Arbeitsmarkt abhängig ist, der ebenfalls beträchtlichen saisonalen Schwankungen
unterliegt.
Leider setzt sich die
vergleichsweise gute Promotionsquote von Wissenschaftlerinnen in der TNF nicht
bei den Habilitationen fort. Hier gilt die Habilitation einer Frau weiterhin
als Ausnahme von der Regel. Zu den Gründen können an dieser Stelle nur
Vermutungen geäußert werden: die promovierten Wissenschaftlerinnen wollten
nicht an der Uni Lübeck bzw. wollten gar nicht habilitieren oder sie haben
keine Gelegenheit hierzu bekommen. So wäre es auch hier die Aufgabe eines
Career Centers, die weiteren Karrierewege von promovierten
Naturwissenschaftlerinnen zu analysieren.
Dagegen haben die
Medizinerinnen bei der Habilitation erfreulich zugelegt. Im vergangenen Jahr
betrug der Frauenanteil an Habilitation immerhin 33%. Damit liegt die Uni
Lübeck weit über den Bundesdurchschnitt, der nach Auskunft des Statistischen
Bundesamtes bei 13,7% für die Humanmedizin anzusiedeln ist.
Interne Forschungsförderung
Zuordnung |
2000 |
2001 |
2002 |
2003 |
Gesamtzahl |
59 |
62 |
47 |
62 |
Frauen |
17 (29%) |
16 (26%) |
10 (21%) |
13 (21%) |
Männer |
42 (71%) |
46 (74%) |
37 (79%) |
49 (79%) |
Bewilligungen insgesamt |
20 |
24 |
27 |
28 |
davon Frauen |
7 (35%) |
5 (31%) |
6 (60%) |
8 (62%) |
davon Männer |
13 (65% |
19 (41,3%) |
21 (56,8%) |
20 (41%) |
Die Anzahl der Anträge von
Wissenschaftlerinnen ist im Vergleich zu 2000 und 2001 im vergangenen und im
laufenden Jahr zurückgegangen. Ein Grund hierfür ist sicherlich die wachsende
Arbeitsbelastung in der Krankenversorgung, die insbesondere Ärztinnen mit Kindern
immer weniger Zeit und Raum für die eigene Forschung lässt. Die seit Anfang des
Jahres eingeführte flächendeckende Wiederbesetzungssperre hat diese Situation
noch verschärft. Darüber hinaus scheint es noch immer üblich zu sein, eher
einen Arzt für Forschung freizustellen als eine Ärztin. Das zumindest ergab
eine Umfrage, die das Medizinische Dekanat in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro
im Frühjahr diesen Jahres durchgeführt hat und jetzt erste Ergebnisse vorliegen
(s.a. S.20).
Erfreulich hingegen ist der
Anstieg der Bewilligungsquoten bei den Anträgen der Wissenschaftlerinnen.
Immerhin 62% der eingereichten Anträge von Frauen sind schließlich auch
genehmigt worden. Bei den männlichen Kollegen sind 41% der eingereichten
Anträge positiv beschieden worden. Die hohe Qualität der weiblichen Anträge
weisen auf eine großes Innovationspotential hin, das es auch zukünftig
nachhaltig zu fördern gilt.
Personalstatistik der Universität
Zur Zeit sind an der
Universität zu Lübeck 20% Wissenschaftlerinnen
beschäftigt. Damit beträgt die Steigerungsquote zum Vergleichsjahr 2001 zwei
Prozentpunkte. Die Vorgabe des Frauenförderplanes betrug für die kommenden 4
Jahre, also bis 2005/2006, insgesamt 5 Prozentpunkte. Vor diesem Hintergrund
ist sozusagen etwa die Hälfte des Weges geschafft.
Die Auswertung nach
Eingruppierungen:
Eingruppierung Wiss. Pers. Uni Lübeck (n=191), Stand 1. August 2003
m/w |
C4 |
C3 |
C2 |
C1 |
A14 |
Ia |
Ib |
IIa |
m |
20 |
4 |
10 |
7 |
4 |
8 |
17 |
83 |
w |
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
1 |
36 |
Die Tabelle macht deutlich, dass die Zuwächse fast ausschliesslich im BAT IIa Bereich liegen. Zwar konnte die im Frauenförderplan formulierte Vorgabe im C4-Bereich durch die Berufung von Frau Prof. Bulfone-Paus erfüllt werden, jedoch ist die Besetzung einer C3-Professur mit einer Wissenschaftlerin bisher ausgeblieben. Auch die Kategorien der Ia und Ib Eingruppierung erscheint im Vergleich zur Personalstatistik von 2001 eher rückläufig.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein vergleich der Institute:
Institut |
m |
w |
w in % |
Biologie |
5 |
5 |
50% |
Telematik |
1 |
1 |
50% |
Biochemie |
9 |
5 |
36% |
Multimedia/Interaktive Systeme |
8 |
4 |
33% |
Chemie |
10 |
4 |
29% |
Physiologie |
5 |
2 |
29% |
Med.Molekularbiol. |
11 |
4 |
27% |
Signalverarbeitung |
7 |
2 |
22% |
Anatomie |
12 |
3 |
20% |
Softwaretechnik |
5 |
1 |
17% |
Med.Informatik |
11 |
2 |
15% |
IMWG |
4 |
0 |
0 |
Informaionssysteme |
5 |
0 |
0 |
Mathematik |
11 |
0 |
0 |
Medientechnik/-produktion |
2 |
0 |
0 |
Medizintechnik |
3 |
0 |
0 |
Neuro-/Bioinformatik |
7 |
0 |
0 |
Physik |
7 |
0 |
0 |
Robotik |
4 |
0 |
0 |
Technische Informatik |
10 |
0 |
0 |
Theoretische Informatik |
11 |
0 |
0 |
Von insgesamt 21 Instituten
beschäftigen 10 Institute keine Wissenschaftlerinnen. Bis auf wenige Ausnahmen
handelt es sich hierbei um Fächer der Informatik. Das bedeutet einerseits, dass
sich trotz eines im Bundesdurchschnitt vergleichsweise hohen Studentinnenanteil
noch kein Nachwuchs aus dieser Gruppe in diese Fächer rekrutiert werden konnte
andererseits scheint der für Universitäten ohnehin schon schwierige IT-Arbeitsmarkt
wenige bis gar keine Informatikerinnen vorzuhalten. Doch ist zu erwarten, dass
in den kommenden Jahren die Absolventinnenquote signifikant ansteigen wird, so
dass zumindest rein rechnerisch, den Informatikinstituten eine größere Auswahl
an Nachwuchswissenschaftlerinnen zur Verfügung stehen könnten. Allerdings sei
in diesem Zusammenhang auch erwähnt, dass vielen AbsolventInnen zunächst eine
Tätigkeit in der freien Wirtschaft attraktiver erscheint.
Personalstatistik Medizinische Fakultät/UK-SH, Standort
Lübeck
Im ärztlichen und
wissenschaftlichen Bereich beträgt der Frauenanteil 40%. Dies ist im Vergleich
zu 2001 eine Steigerung von 7 Prozentpunkten. Damit ist die im Frauenförderplan
prognostizierte Steigerung von 5 Prozentpunkte bis zum WS 2005/2006 bereits
nach 2 Jahren mehr als erreicht worden.
Aufgeschlüsselt nach
Eingruppierungen ergibt sich folgendes Bild:
Frauenanteil nach Eingruppierungen, UK S-H, Standort Lübeck, Stand 1. August 2003, n=875
m/w |
C4 |
C3 |
C2 |
C1 |
A15 |
A14 |
A13 |
Ia |
Ib |
IIa |
ÄIP |
m |
27 |
14 |
2 |
1 |
4 |
8 |
1 |
71 |
165 |
193 |
35 |
w |
1 |
1 |
3 |
2 |
0 |
3 |
0 |
17 |
100 |
178 |
48 |
w in % |
4% |
7% |
60% |
67% |
0 |
27% |
0 |
19% |
38% |
48% |
58% |
Der Frauenanteil unter den
ÄrztInnen im Praktikum konnte um 21 Prozentpunkte von 37% (2001) auf jetzt 58%
gesteigert werden. Auch im Assistenzbereich ist eine Steigerung um 6
Prozentpunkte von 42% (2001) auf 48% zu verzeichnen. Diese Tendenz setzt sich
auch bei den Ib und Ia Stellen fort, die eine Steigerung von 8 bzw. 6,5
Prozentpunkten erfahren haben
Es scheint sich jetzt der
hohe Frauenanteil der vergangenen Jahre an Medizinstudierenden auszuwirken, die
nun dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, der sich zudem zur Zeit für
Nachwuchsärzte und -ärztinnen mehr als günstig darstellt.
Auch das Ziel bis zum WS
2005/2006 mindestens ein Ordinariat mit einer Wissenschaftlerin zu besetzen,
konnte bereits jetzt durch den Ruf an Frau Prof. Wollenberg (Klinik für Hals-,
Nasen-, Ohrenheilkunde) erreicht werden.
Allerdings gibt es bei den
C3-Professuren noch Handlungsbedarf. Momentan ist lediglich eine C3-Professur
mit einer Ärztin besetzt.
Hinsichtlich der Einführung
der Juniorprofessuren ist zunächst auf die grundsätzliche Problematik der
Besetzung hinzuweisen. Trotz internationaler Ausschreibungen sind nur wenige
bis gar keine Bewerbungen auf die einzelnen Ausschreibung eingegangen. So
konnten in der Medizinischen Fakultät insgesamt 6 Juniorprofessuren vergeben
werden, davon 2 an Wissenschaftlerinnen.
Ein Klinikvergleich macht
deutlich, dass, von einigen Ausnahmen abgesehen, die meisten Kliniken ihren
Frauenanteil signifikant erhöhen konnten:
Klinik/Institut |
m |
w |
w in % |
zum Vergleich 2001 w in % |
Dermatologie/Venerologie |
6 |
12 |
67% |
44% |
Humangenetik |
4 |
7 |
64% |
47% |
Frauenheilkunde |
18 |
29 |
62% |
53% |
Außenstelle Rechtsmed. |
2 |
3 |
60% |
43% |
Med.Klinik III |
4 |
6 |
60% |
- |
Strahlentherapie/Nuklearmed. |
10 |
13 |
57% |
43% |
Sozialmedizin |
6 |
7 |
54% |
60% |
Augenheilkunde |
9 |
10 |
53% |
58% |
Kinder- und Jugendmed. |
27 |
28 |
51% |
52% |
Psychiatrie/Psychotherapie |
23 |
24 |
51% |
37% |
Arbeitsmedizin |
2 |
2 |
50% |
50% |
Molekulare Medizin |
3 |
3 |
50% |
50% |
Immunologie/Transfusionsmedizin |
11 |
10 |
48% |
37% |
Med.Mikrobiol.u.Hygiene |
9 |
8 |
47% |
31% |
HNO |
13 |
11 |
46% |
25% |
Pathologie |
14 |
10 |
42% |
33% |
Kinder-/Jugendpsychiatrie |
3 |
2 |
40% |
50% |
Klinische Chemie |
3 |
2 |
40% |
14% |
Anästhesiologie |
60 |
36 |
38% |
41% |
Neurologie |
24 |
15 |
38% |
25% |
Chirurgie |
34 |
20 |
37% |
26% |
Med.Klinik I |
48 |
28 |
37% |
25% |
Pharmakologie |
11 |
5 |
31% |
18% |
Med.Klinik II |
43 |
18 |
30% |
18% |
Radiologie |
21 |
9 |
30% |
28% |
Rheumatologie |
5 |
2 |
29% |
54% |
Kiefer- und Gesichtschirurgie |
8 |
3 |
27% |
18% |
Kinderchirurgie |
8 |
3 |
27% |
17% |
Biometrie und Statistik |
6 |
2 |
25% |
- |
Neurochirurgie |
13 |
4 |
24% |
25% |
Sektion Plast.Chirurgie |
10 |
3 |
23% |
22% |
Urologie |
16 |
4 |
20% |
0 |
Orthopädie |
11 |
2 |
15% |
8% |
Herzchirurgie |
16 |
2 |
11% |
14% |
Neuroendokrinologie |
9 |
1 |
10% |
- |
Med. Psychologie |
2 |
0 |
0 |
0 |
Unfallchirurgie |
8 |
0 |
0 |
- |
Stand 1. August 2003
Von den insgesamt 791
ärztlichen und wissenschaftlichen Stellen (ohne AIP) sind 139 (18%) mit
Teilzeitkräften besetzt. Dies ist gegenüber dem Jahr 2001 (14%) eine
Veränderung von 4 Prozentpunkten. Von diesen 139 Teilzeitstellen sind 32 (23%)
mit Ärzten oder Wissenschaftlern besetzt.
Aktuelles aus der UL
Habilitationsförderung für
Ärztinnen
Erstmalig im Frühjahr diesen
Jahres vergeben, wird es auch im kommenden die Habilitationsförderung für
Ärztinnen mit Kindern geben.
Ziel ist es, diese Ärztinnen z. B. von der klinischen Tätigkeit für Forschungszeiten
freizustellen und somit die derzeit geringe Habilitationsquote von Ärztinnen zu
erhöhen.
Beider Beurteilung wird auch die bisherige Drittmitteleinwerbung der
Antragstellerin berücksichtigt.
Begutachtung: |
Erfolgt in der Regel uniintern |
Finanzumfang: |
1 BAT IIa Stelle für ein Jahr |
Kriterien: |
1. Ärztinnen mit hervorragenden wissenschaftlichen Entwicklungsperspektiven
2. klinisch tätige Ärztinnen mit Kind/ern, die sich in der Endphase ihrer
Habilitation befinden
3. Antragstellung frühestens 3 Jahre nach der Promotion
4. zur Abschlussfinanzierung der Habilitation (z. B. Freistellung von der klinischen
Tätigkeit) |
Antragstellung: |
in 3-facher Ausfertigung an das Dekanat der Medizinischen Fakultät, der
Antrag sollte den bisherigen Forschungsstand der Habilitation beschreiben, den
künftigen Zeitplan aufzeigen incl. der voraussichtlichen Beendigung der
Habilitation, Publikationsliste, Lebenslauf, Einverständniserklärung des
Klinikleiters/der Klinikleiterin |
Förderungsdauer: |
je nach Antragsvolumen, z. B.: 4 Förderungen à 3 Monate
oder 2 Förderungen à 6 Monate.
Eine kostenneutrale Verlängerung im Rahmen der Projektbewilligung (Mittelzusage) ist
auf schriftlichen Antrag hin (bis 2 Monate vor Ende des Bewilligungszeitraums)
möglich |
Abschlußbericht:> |
Bis drei Monate nach Ablauf der Förderung an den
Dekan. Dabei ist der Stand des Habilitationsverfahren darzulegen. |
Antragsfristen: |
Bewerbungsfrist voraussichtlich
Februar/März 2004 |
Beginn der Förderung: |
Sommer 2004 |
Weitere Infos erhalten Sie
im Dekanat der Medizinischen Fakultät (Tel. –3309), oder im Frauenbüro der
Universität zu Lübeck (Tel. – 3619)
Aktuelles aus dem UKS-H
Standort Lübeck
Umfrage zur Arbeitssituation von Ärztinnen und Ärzten in der
Wissenschaft und Forschung: erste Ergebnisse
Imke Krebs, Sabine Voigt
Im Frühjahr diesen Jahres
wurde von der Medizinischen Fakultät in Zusammenarbeit mit der
Frauenbeauftragten ein Umfrage gestartet, die die Arbeitssituation in
Wissenschaft und Forschung von Ärztinnen und Ärzten analysieren sollte. Ziel
dieser Befragung war, die Hindernisse während der Promotion und Habilitation
von Ärztinnen und Ärzten zu erfassen und daraus ableitend zukünftige Maßnahmen
zum Abbau möglicher Hürden zu entwickeln und umzusetzen.
Zwar sind die Ergebnisse
noch nicht vollständig und geschlechtsspezifisch ausgewertet worden, trotzdem
lohnt sich schon jetzt ein erster, schlaglichtartiger Blick in eine Auswahl von
Ergebnissen. Eine ausführliche Präsentation der Umfrageergebnisse wird Anfang
kommenden Jahres erwartet. Sie wird dann auch im Internet unter www.uni-luebeck.de einzusehen sein.
Insgesamt wurden 711
Personen angeschrieben. Nach einer Erinnerung sind 385 Fragebögen
zurückgekommen, was einem Rücklauf von 55% entspricht.
Von den 380 beantworteten Fragebögen (5 missings), wurden 173 (45,5%) von
Frauen und 207 (54,5%) von Männern beantwortet.
Etwa 50% der Teilnehmenden
hatten keine Kinder. Dies ist umso interessanter, als dass 56% der Befragten
glauben, dass ihnen durch Kinder berufliche Nachteile entstehen. Die geringe
Geburtenquote bei Akademikerinnen, insbesondere bei Wissenschaftlerinnen in den
technischen und naturwissenschaftlichen Fächern spiegelt sich auch in einer
anderen bundesweiten Umfrage wider, die im Frühjahr 2001 bei den weiblichen
Mitgliedern der deutschen Physikalischen Gesellschaft durchgeführt worden ist.
Es wurden insgesamt 3062 Physikerinnen angeschrieben, davon hatte 71% keine
Kinder.
Diese Zahlen belegen sehr eindrucksvoll, zumindest im akademischen Bereich, die
derzeitige Unvereinbarkeit von Beruf und Familie.
Ein weiteres für die
Fakultät interessantes Ergebnis ist, dass 65% der Befragten während ihrer
Promotion in kein größeres Forschungsprojekt eingebunden waren. An dieser
Stelle muss die Frage gestellt, ob hier nicht wissenschaftliche Kapazitäten
vergeudet werden und ob zukünftig eine effizientere und gezieltere Förderung
von Promotionen innerhalb von Forschungsprojekten nicht sowohl wissenschaftlich
als auch betriebswirtschaftlich sinnvoller wäre. Darüber hinaus waren 25% mit
der Betreuung der Promotion nicht zufrieden. Insbesondere zu lange Korrekturzeiten,
die die Doktorarbeiten unnötig verzögerten, wurden hier als freie
Antwortmöglichkeit am häufigsten angegeben. Vor dem Hintergrund des neuen
Hochschulrahmengesetzes, das für die Fertigstellung einer Doktorarbeit sehr
klare Zeitvorgaben angibt, erscheint auch in diesem Punkt ein dringender
Handlungsbedarf.
Ähnlich
stellt sich der Zufriedenheitsfaktor beim Verlauf der Habilitation dar. 28%
waren damit unzufrieden und die Gründen liegen hauptsächlich in der mangelnden
Zeit, die neben Krankenversorgung und Lehre kaum mehr Raum für Forschung
zulässt. So ist es auch kaum verwunderlich, dass sich 56% der
WissenschaftlerInnen nicht ihrer Habilitation während der regulären Arbeitszeit
widmen konnten. Das unter diesen Umständen Forschungsarbeiten nur zögerlich
vorankommen, erstaunt wenig. Doch dieses Phänomen betrifft nicht nur Lübeck,
sondern alle Universitätsklinika. Eine Entzerrung des Dreiergestirns Forschung,
Lehre und Krankenversorgung könnte hier Lösungsansätze bieten, um in der
Forschung mittel- und langfristig auch der internationalen Konkurrenz stand zu
halten.
Denn die interne Verteilung
in Routinearbeit sprich Krankenversorgung auf der einen Seite und Forschung auf
der anderen ist nach Meinung von 90% der Befragten ohnehin nicht gleich verteilt.
Das heißt, inoffiziell scheint es bereits eine Aufgliederung des
wissenschaftlichen Personals für erstens Krankenversorgung und zweitens
Forschung zu geben. Und diese Aufgliederung ist geschlechtsspezifisch, denn 62%
meinten, dass Männer mehr Arbeitszeit für Forschung bei gleicher
Qualifikationsstufe investieren als in Krankenversorgung.
In diese Richtung weisen
auch die Antworten auf die Frage nach den Voraussetzungen für eine
wissenschaftliche Weiterqualifikation. Hier gibt die überwiegende Mehrheit,
nämlich 69% eine Freistellung von Routineaufgaben an. Auch in der Förderung
durch den Vorgesetzten sehen 60% eine wesentliche Voraussetzung für eine
wissenschaftliche Karriere. Ebenso beurteilen 51% längerfristige
Arbeitsverträge als einen Garanten für eine wissenschaftliche Qualifikation,
denn Verträge über lediglich einem oder zwei Jahre bieten weder
Planungssicherheit noch Kontinuität für ein größeres Forschungsvorhaben.
Die vollständige und vor
allen Dingen geschlechtsspezifische Auswertung der Umfrage, die auch die
möglicherweise unterschiedlichen Bedarfe von Ärztinnen und Ärzte beschreiben
soll, wird Anfang 2004 vorliegen. Bis dahin bitten wir alle, die an der Umfrage
teilgenommen haben und alle die nicht an der Umfrage teilgenommen haben, aber
trotzdem an den Ergebnissen interessiert sind, um Geduld.
News
Erste Ergebnisse der CORA-Studie
Die CORA-Studie - Coronary
Risk Factors for Atherosclerosis in Women - hat eine Reihe bemerkenswerter
Erkenntnisse zum Verständnis dieser häufigen Erkrankung gebracht, die direkt
therapeutisch umgesetzt werden können.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
insbesondere der Herzinfarkt, haben bei Frauen dramatisch zugenommen und sind
zur führenden Todesursache geworden. Die CORA-Studie wurde seit 1997 unter der
Leitung von Professor Dr. Eberhard Windler an der Medizinischen Klinik
(Direktor Professor Dr. Heiner Greten) des Universitätsklinikums
Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt und mit 15 000 Euro aus Mitteln des
Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft unterstützt. Sie ist die erste
populationsbezogene Fall-Kontroll-Studie für Frauen in Europa mit einer
aussagekräftigen Probandenzahl, die sowohl Ernährungsgewohnheiten und
Lebensstil als auch klinische Parameter, anthropometrische Messungen und
genetische Faktoren in die Untersuchung einbezieht.
200 Patientinnen der Medizinischen Klinik mit neu aufgetretener koronarer Herzkrankheit wurden mit
255 gleichaltrigen gesunden Frauen aus der Hamburger Bevölkerung verglichen.
Einige Ergebnisse kurz
zusammengefasst:
Ohne Ausnahme haben Frauen mit koronarer Herzkrankheit einen der bekannten Risikofaktoren wie hohen
Blutdruck, Diabetes, Rauchen oder eine Fettstoffwechselstörung. In über 90
Prozent der Fälle liegt eine Kombination von zwei, häufiger drei oder vier
dieser Risikofaktoren vor. Zwei Drittel der Frauen haben ein Metabolisches
Syndrom (Diabetes und zwei weiteren Risiken), die damit häufigste
Risikokonstellation. Diabetes, aber ganz besonders die Insulinresistenz, ist
mehrfach häufiger bei Frauen mit koronarer Herzkrankheit anzutreffen. Da
Insulinresistenz heute noch nicht diagnostiziert wird, bleibt das Risiko für
das Herz meist unerkannt.
Obgleich die Entwicklung des
Metabolischen Syndroms gewichtsabhängig ist, unterscheiden sich koronarkranke
und -gesunde Frauen weder in ihrem Gewicht noch im BMI (Body Mass Index) bei
Krankheitsausbruch. Sie unterscheiden sich jedoch darin, dass der
Gewichtsanstieg bei den koronarkranken Frauen früher einsetzte. Aussagekräftig
ist der Taillenumfang als Parameter einer zentralen, mesenterialen Adipositas.
Koronarerkrankungen sind mit einer ungünstigen Ernährungsweise assoziiert:
Koronarkranke Frauen haben eine höhere Aufnahme an Kalorien, tierischen Fetten
durch Fleisch, Wurstwaren, Saucen, Desserts und Streichfetten, während gesunde
Frauen Obst und Gemüse bevorzugen und deutlich mehr Sport treiben. Daher können
Medikamente allein nicht korrigieren, was ungünstiger Lebensstil anrichtet. Die
Wirkung der Ernährung ist dramatisch und stärker als die der bekannten
Risikofaktoren. Beispielsweise reduzieren 200 Gramm Obst und Gemüse täglich
verzehrt (circa zwei Äpfel und Gemüse zu einer Mahlzeit) das koronare Risiko um
etwa 60 Prozent. 100 Gramm Fleisch und Wurstwaren erhöhen hingegen das Risiko
um etwa 150 Prozent. Ernährungsfaktoren erklären in dieser Studie einen
Großteil der aufgetretenen Koronarerkrankungen. Zusätzlich beeinflussen die
Ernährungsformen die bekannten Risikofaktoren. Wider Erwarten spielt Rauchen
allein für Frauen keine entscheidende Rolle für die Entstehung koronarer Herzkrankheit.
Rauchen wird besonders im Zusammenspiel mit einem Metabolischen Syndrom für das
Herz gefährlich. Offenbar spielt das Rauchen auch im Zusammenhang mit einer
Hormonersatztherapie (HRT) eine ungünstige Rolle. Insgesamt erleiden aber
signifikant weniger Frauen unter HRT einen Herzinfarkt. Frauen unter HRT folgen
einem gesünderen Lebensstil und haben deutlich weniger Risikofaktoren. Frauen,
die unter HRT einen Herzinfarkt erleiden, bilden Ausnahmen dieser Regel, haben
einen exzeptionell schlechten Lebensstil, ernähren sich falsch und rauchen
häufig. Niedriges HDL-Cholesterin und hohes Lipoprotein(a) trotz HRT weisen
möglicherweise auf eine Untergruppe von Frauen hin, die auf genetischer Basis
nicht positiv auf Östrogene reagieren. Aus soziodemographischer Sicht sind
besser ausgebildete und berufstätige Frauen im Vorteil. Zusammenfassend lässt
sich sagen: Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, dass nicht die bekannten
Risikofaktoren allein zu koronarer Herzkrankheit führen, sondern falsche
Ernährung einen entscheidenden Einfluss hat. Daher wird es nicht gelingen,
allein mit Tabletten die Effekte eines ungesunden Lebensstils auszugleichen.
Andererseits zeigt die Studie sehr eindrücklich einen einfachen Weg auf, sich
wirksam vor Herzkrankheiten zu schützen: eine gesündere Ernährung mit weniger
kalorienreichen und fettreichen Lebensmitteln zugunsten von mehr Obst und
Gemüse, regelmäßige körperliche Aktivität und Rauchverzicht. Für junge Frauen
ist es entscheidend, einen Gewichtsanstieg zu vermeiden. In der Menopause kann
Hormonersatztherapie Teil einer allgemein gesunden Lebensführung ohne die
befürchteten Risiken sein.
Aus: Informationsdienst
Wissenschaft e. V. - idw
Ein Projekt der
Universitäten Bayreuth, Bochum und der TU Clausthal
Im WWW: http://idw-online.de/
Kontakt-Adresse: service@idw-online.de
News
Ergebnisse der OECD-Studie Bildung auf einem Blick
EineZusammenfassung
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat in
ihrer aktuellen Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick“ (Oktober 2002) vergleichend
Stärken und Schwächen der OECD-Staaten im Bildungsbereich untersucht. Insgesamt
wird dem deutschen Bildungssystem, wie bereits in der internationalen
Schulvergleichsstudie PISA, nur Mittelmaß bescheinigt. Eine Reform des
Bildungswesens, so das Fazit, ist in vielen Bereichen erforderlich. Genannt
wird vor allem die ungleiche Verteilung der Bildungsausgaben im Schulbereich:
Während die Ausgaben für den Sekundarbereich II weit über dem OECD-Mittel
liegen, werden Kindergarten- und Primarstufenbereich nur unterdurchschnittlich
berücksichtigt. Zwar kann sich der Bildungsstand der deutschen Bevölkerung
bezüglich der Qualität der Schulabschlüsse und Ausbildungen bislang noch sehen
lassen, doch im Unterschied zu anderen OECD-Ländern, die in den letzten Jahren
auf vielen Feldern kontinuierlich aufgeholt haben, stagniert in Deutschland die
Entwicklung.
Reformbedarf besteht auch in
der Hochschulbildung: Der Anteil von Hochschulabsolventen innerhalb eines
Jahrgangs ist in Deutschland recht niedrig, obwohl nach Prognosen in allen
modernen Industrienationen der Bedarf an Akademikern noch zunehmen wird.
Gemessen am Anteil der Akademiker in der Bevölkerung sei Deutschland in den
letzten drei Jahrzehnten von Rang 12 auf Rang 23 im internationalen Vergleich
abgesackt. In den OECD-Staaten hingegen sei der Anteil der Schülerinnen und
Schüler im tertiären Bereich um 24 Prozent gestiegen. Ein besonderes deutsches
Problem liegt im geringen Anteil der Studienberechtigten am Schülerjahrgang.
Während in Deutschland nur 37 Prozent eine Hochschulzugangsberechtigung hätten,
liege der OECD-Durchschnitt bei 64 Prozent. „Selbst wenn wir die
Akademikerquote erhöhen wollten, wäre dies auf Anhieb nicht möglich“, sagte die
GEW-Vorsitzende. Auch für die Hochschulen bietet sich ein ähnlich schlechtes
Bild: Während im OECD-Mittel etwa 30 Prozent eines Altersjahrganges einen
Hochschulabschluss erwirbt, in Australien, Finnland, Neuseeland, Island,
Dänemark und Polen sogar 40 Prozent und mehr, sind es in Deutschland gerade mal
19 Prozent. Auch der Frauenanteil liegt bei uns noch immer deutlich unter
OECD-Mittel (48 statt 55 Prozent), in naturwissenschaftlichen Fächern biete
sich sogar ein „bestürzendes Bild“, so Schleicher.
Die deutsche Schule - auch im Bereich neue Medien nur Mittelmaß
Der Aspekt neue Medien wird in „Bildung auf einen Blick“ wie bereits in der
internationalen Schulvergleichsstudie PISA nur marginal behandelt. Gleichwohl
spiegelt sich hier die Reformbedürftigkeit des deutschen Systems geradezu
idealtypisch wider. Zu folgenden Feststellungen bezüglich des Umganges mit
Computer und Internet kommt die Studie:
Die Ausstattung an deutschen Schulen ist im OECD-Durchschnitt eher schlecht; auf
einen PC kommen in Deutschland im Durchschnitt 22 Schüler, im OECD-Durchschnitt
13. Die Verfügbarkeit bei Hardware sagt nun aber noch nichts darüber aus, wie
die Technik konkret genutzt wird. Dass eine mangelhafte Ausstattung mit
Computern und Multimedia den schulischen Unterricht aber sogar weit mehr
beeinträchtigt als der Mangel an anderen Unterrichtsmaterialien, ergab eine
Befragung der Schulleiter aller OECD-Länder. Dies sollte bei der Diskussion
darüber, ob die Investitionen in neue Medien zugunsten anderer Ausgaben
reduziert werden sollen, stärker bedacht werden.
In Deutschland komplettiert eine niedrige Nutzungsrate das Bild: Nur 18 % der
deutschen Schüler gaben an, den Computer mehrmals pro Woche oder jeden Tag zu
nutzen, der OECD-Durchschnitt liegt hier bei 38 %. Signifikant ist in diesem
Zusammenhang, dass deutsche Schüler den PC privat wesentlich häufiger nutzen
als in der Schule. Interessanterweise ist der Anteil derjenigen Schüler, die
angeben, zu Hause nie Zugang zu einem Computer zu haben, höher als der Anteil
derjenigen, die dasselbe für die Schule sagen. Das stützt die Einschätzung,
dass Schulen nachhaltig dazu beitragen können, den so genannten Digital divide
(Benachteiligung bestimmter sozialer Gruppen beim Zugang zu neuen Medien) zu
beheben. Dies würde im besonderen Maße auch auf die von vielen geforderte
Ganztagsschule zutreffen. Eine wichtige Voraussetzung für den sinnvollen
Einsatz von PC und Internet im Schulunterricht ist natürlich, dass die
Lehrenden für den Einsatz neuer Medien im Unterricht besser und pädagogisch
geschult werden.
Ebenfalls festgestellt wurde in der Studie eine geschlechtsspezifische Differenz: Mädchen
benutzen demnach nicht nur seltener PC und Internet, sie schätzen ihre
Kompetenzen auf diesem Gebiet auch niedriger ein. Da es sich hierbei jedoch um
eine Selbsteinschätzung handelt, sollte nicht zwangsläufig auf einen faktischen
Unterschied bezüglich der Sicherheit und Kompetenz im Umgang mit den neuen
Medien geschlossen werden. Grundsätzlich lässt sich aus den Ergebnissen aber
ableiten, dass im schulischen Unterrichtseinsatz Mädchen stärker die
Möglichkeit geboten werden sollte, ihre Fähigkeiten praktisch zu erproben und
damit ein Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu erwerben.
Medienkompetenz sichert Bildungsstandards
Neue Medien sind sicherlich kein Allheilmittel zur Lösung sämtlicher struktureller
und finanzieller Probleme in deutschen Schulen. Medienkritische Stimmen
verweisen gerne darauf, dass noch keine wissenschaftliche Studie eindeutig
belegt hat, dass Schüler mit neuen Medien leichter und besser lernen. Auch die
vorliegende OECD-Studie lässt noch viele Fragen unbeantwortet.
Trotz der unbestrittenen Unschärfe von statistischen Erhebungen hat die Studie jedoch
deutlich gezeigt, dass diejenigen OECD-Länder, die über eine gute
IT-Infrastruktur verfügen und in denen PC und Internet häufig genutzt werden,
in den bisherigen Bildungsberichten gut abgeschnitten haben. Diese Beobachtung
sollten unserer Ansicht nach Grund genug sein, die bisherigen Aktivitäten auf
dem Gebiet der Förderung von schulischer Medienkompetenz noch zu verstärken,
damit deutsche Schülerinnen und Schülern den Anschluss im internationalen
Vergleich nicht verpassen. Die moderne Informations- und Wissensgesellschaft
ist im entscheidenden Maße von neuen Medien geprägt. Eine zeitgemäße
Lehr-Lern-Kultur integriert diese Medien in den Unterricht.
PC und Internet können entscheidend den Unterricht attraktiver, flexibler und
effektiver gestalten. Der Verein Schulen ans Netz sieht sich mit seinen
Projekten, die das Ziel haben, das Unterrichten mit PC und Internet zu einem
integralen Bestandteil des schulischen Alltags zu machen, von den Ergebnissen
der OECD-Studie weitgehend bestärkt. Folgende Aspekte sollten unseres Erachtens
verstärkt im Zentrum der künftigen Bemühungen stehen:
1. übergreifende IT-Lösungen für die Wartung und den Support der immer komplexer werdenden
Strukturen sind vonnöten, damit die Lehrenden sich auf den inhaltlichen Einsatz
der Medien konzentrieren können
2. Lehrerinnen und Lehrer benötigen Inhalte und didaktische Konzepte für den Einsatz neuer
Medien im Unterrichtsalltag
3. Lehrende müssen für den Einsatz der neuen Medien besser ausgebildet werden
4. der schulische Einsatz von neuen Medien sollte noch stärker als bisher
geschlechtsspezifische und soziale Differenzen und Bedürfnisse berücksichtigen
News
Kinder eingeplant? Eine Untersuchung zu
Lebensentwürfen Studierender
Mit einer breit angelegten
online Panel-Studie (HISBUS) des Hochschulinformationssystems werden
repräsentative Ergebnisse zu verschiedenen Themen der aktuellen Hochschul- und
Bildungspolitik erfasst. In diesem Rahmen wurde auch der Frage nach den
Lebenszielen von Studierenden, den zeitlichen Plänen und der Rolle von
Familiengründung in den Zukunftsvorstellungen nachgegangen.
Die Ergebnisse der Befragung
an 1.734 Studierenden zeigte eine gleichwertige Priorisierung von beruflichen
und privaten Zielstellungen bei der Mehrheit der Befragten. Rund 2/3 der Studierenden
nannten als Ziel, sich der Familie zu widmen, weitere 2/3 haben die feste
Vorstellung, beruflich Überdurchschnittliches zu leisten. Frauen und Männer
nehmen eine sehr ähnliche Gewichtung ihrer Lebensziele vor, die Unterschiede
sind eher subtil: Frauen legen mehr Gewicht auf Anerkennung, Genuss und
soziales Engagement, die Männer sind stärker fachlich leistungs- und
positionsorientiert. Insgesamt konnten hinsichtlich der Zielorientierung vier
Gruppen voneinander unterschieden werden.
Die größte Gruppe mit 31%
aller Befragten ist maximalistisch orientiert, d.h. sie legen auf alle
erfragten Lebensziele ähnlich starkes Gewicht. In dieser Gruppe sind Männer
überrepräsentiert. Die zweitgrößte Gruppe setzt sich aus eindeutig
berufszentrierten Studierenden zusammen (29%), hier sind gleich viele Frauen
wie Männer vertreten. In der dritten Gruppe der familienzentrierten (22%) sind
Frauen zahlenmäßig überlegen während in der vierten, hedonistisch orientierten
Gruppe (18%) Männer überrepräsentiert sind.
Als Faktoren des
Lebensglücks wurden von den Studentinnen an erster Stelle eine interessante
Arbeit genannt, gefolgt von einer erfüllten Partnerschaft, der Lösung
fachlicher Probleme und dem Beweis beruflicher Leistungsfähigkeit. An fünfter
Stelle rangieren eigene Kinder als lebensglückbestimmender Faktor. Insgesamt
sind sich ¾ der Befragten sicher, dass sie später Kinder haben möchten.
Lediglich 6% gaben an, später kinderlos zu bleiben zuwollen.
Der antizipierte beste
Zeitpunkt für eine Familiengründung wird in deutlichen zeitlichem Abstand zum
Studienabschluss gesehen. Die befragten Männer wollen zunächst eine gesicherte
Position erreichen, die Frauen zunächst ausreichend Berufserfahrung sammeln.
Überraschend traditionell
sind auch Vorstellungen hinsichtlich der Vereinbarkeit beider Lebensbereiche:
sowohl Männer als auch Frauen favorisieren das Phasen-Modell, nach dem sich
Frauen stärker aus dem Berufsleben zurückziehen als ihre Partner. „Gemäß den
studentischen Aussagen ist kaum ein Geschlechterkonflikt zu erwarten, denn die
Vorstellungen der Männer und Frauen zur Arbeitsteilung innerhalb der
Partnerschaft ergänzen sich nahezu spiegelbildlich“ (Middendorff 2003, S. 3)
Daher steht zu erwarten,
dass die Berufswege der Akademikerinnen auch zukünftig stärker durch Familienphasen
unterbrochen sein werden. Gleichzeitig wünscht sich jedoch jeder zweite
männliche Student, während der Kleinkindphase seiner Kinder in Teilzeit
berufstätig sein zu können.
Gegen eine Familiengründung
während der Studienphase sprechen nach Angaben der befragten Studierenden vor
allem mangelnde finanzielle Absicherung, wenig kinderfreundliche Atmosphäre und
unzureichende Kinderbetreuungseinrichtungen an den Hochschulen.
Die Autorin resümiert, dass
die angehenden Akademikerinnen und Akademiker angesichts der hohen Bedeutung
des Lebensziels ‚Familie’ und der ungünstigen Rahmenbedingungen auch später im
Beruf eine Familiengründung bereits
während des Studiums durchaus in ihre Überlegung einbeziehen sollten.
Allerdings müssten dafür noch sehr viel günstigere Bedingungen an den
Hochschulen für Studierende mit Kindern geschaffen werden. Einer der Ursachen
für die hohe Kinderlosigkeit bei Akademikerinnen liege darin, so Middendorf,
dass die Hoffnung auf eine spätere, bessere Vereinbarkeit von Kind und Beruf
enttäuscht werde. Gerade im Zusammenhang mit dem hohen Anspruch der Frauen auf
Selbstbetreuung des Kindes seien die Bedingungen zur Vereinbarkeit in
akademischen Berufen vielfach nämlich gerade nicht besser als während des
Studiums. „Wenn ein hoher Anteil an Akademikerinnen auf grund der Gegebenheiten
auf die Verwirklichung einer ihrer elementaren Lebensziele ganz verzichtet, wie
es gegenwärtig der Fall ist, dann muss sich eine Gesellschaft (...) mit den
Ursachen dafür auseinandersetzen.“ (Middendorf 2003, S. 4)
Aus: Elke Middendorff (2003)
Kinder eingeplant? Lebensentwürfe Studierender und ihre Einstellung zum Studium
mit Kind. Befunde einer Befragung des HISBUS-Online-Panels im November/Dezember
2002. In Kurz-Information des Hochschul-Informations-Systems A4/2004.
News
35% der Mütter, aber nur 3%
der Väter sind teilzeittätig
In Deutschland waren im
April 2002 rund 61% der Mütter und 86% der Väter aktiv erwerbstätig, d.h. sie
übten den Beruf zum Zeitpunkt der Befragung tatsächlich aus und waren nicht
wegen Elternzeit etc. vorübergehend beurlaubt. Dabei gibt es bei Müttern und
Vätern deutliche Unterschiede hinsichtlich des Beschäftigungsumfangs: Während
35% der Mütter in Deutschland Teilzeit arbeiteten, waren es bei den Vätern 3%.
Gegenüber 1996 ist die Zahl der Väter, die teilzeittätig sind, um 38% auf
260.000 gestiegen.
Diese und weitere Ergebnisse
des Mikrozensus 2002 hat der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann
Hahlen, am 12. Juni 2003 in Berlin vorgestellt. Der Mikrozensus ist mit rund
830.000 befragten Personen in rund 390.000 Haushalten (1% der Bevölkerung
Deutschlands) die größte jährliche Haushaltsbefragung in Europa.
Auch die Gründe für die
Ausübung einer Teilzeittätigkeit sind bei Müttern und Vätern sehr
unterschiedlich. Aus persönlicher oder familiärer Verpflichtungen schränkten im
April 2002 gut drei Viertel (77%) der teilzeittätigen Mütter, aber nur ein
Drittel (33%) der teilzeittätigen Väter den Beschäftigungsumfang ein. Dagegen
arbeitete ein Viertel dieser Väter (25%) und etwa ein Zehntel (9%) dieser
Mütter Teilzeit, weil eine Vollzeittätigkeit nicht zu finden war. Andere
Gründe, z.B. Krankheit oder Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, gaben 14% der
Mütter, aber 42% der Väter an.
Die neuen Ergebnisse des
Mikrozensus 2002 zeigen, dass sich besonders viele Mütter für eine
Teilzeittätigkeit entscheiden, wenn das jüngste Kind im Haushalt das
Kindergarten- und Grundschulalter erreicht. Im April 2002 waren 20% der Mütter
mit Kindern im Krippenalter (unter drei Jahren) teilzeittätig; von den Müttern
mit Kindern im Kindergartenalter (drei bis sechs Jahren) waren es bereits 41%.
Wenn die Kinder in die Grundschule gehen (sechs bis zehn Jahre) arbeiten 46%
der Mütter Teilzeit. Eine Vollzeittätigkeit wird für viele Mütter wieder
interessant, wenn die Kinder eine weiterführende Schule besuchen. So hatten
bereits 39% der Mütter mit jüngstem Kind im Alter von 15 bis unter 18 Jahren im
Haushalt eine Vollzeittätigkeit; von Müttern mit Kindern im Grundschulalter
waren dagegen nur 20% vollzeittätig.
Nach wie vor sehr
unterschiedlich ist das Erwerbsverhalten ost- und westdeutscher Mütter. So
waren in Ostdeutschland 50% der Mütter vollzeittätig gegenüber 20% im Westen.
Gleichzeitig arbeiteten Mütter im Westen mit 39% etwa doppelt so häufig
Teilzeit wie in Ostdeutschland (19%).
Mütter im Osten und im Westen Deutschlands sind aber aus unterschiedlichen Gründen Teilzeittätig: 83%
der westdeutschen teilzeittätigen Mütter arbeiteten wegen persönlicher oder
familiärer Verpflichtungen reduziert. Dagegen haben sich 51% der
teilzeittätigen Mütter in Ostdeutschland für eine Teilzeittätigkeit
entschieden, weil keine Vollzeitstelle zu finden war.
Weitere Ergebnisse der
Umfrage unter www.destatis.de
Ausschreibungen und Preise
Gutachterin für die Europäische Union: Wissenschaftlerinnen können
von gutachterlicher Tätigkeit profitieren
Derzeit sind Wissenschaftlerinnen unter den Sachverständigen der EU noch deutlich
unterrepräsentiert: Von allen EU-Gutachten waren im Mai diesen Jahres
europaweit 24 Prozent Frauen, in absoluten Zahlen: Lediglich 6044 der insgesamt
24996 Sachverständigen zur Evaluierung von Forschungsanträgen sind weiblich.
Von den insgesamt 2556 bundesdeutschen Sachverständigen sind 599 Frauen, das
entspricht 19%. Bezogen auf die Gesamtzahl der EU-Gutachterinnen machen
deutsche Wissenschaftlerinnen rund 10% aus.
Die Europäische Kommission
bemüht sich durch zahlreiche Aufrufe, den Anteil an Wissenschaftlerinnen unter
den Gutachtern auf 40% zu erhöhen. In der Bundesrepublik wird dies von
Wissenschaftlerinnen und Professorinnen jedoch zurückhaltend aufgenommen.
Möglicherweise liegen die Gründe dafür in einer Überschätzung der
Qualifikationsanforderungen und einer Unterschätzung der Vorteile.
Tätigkeit als Gutachterin
Der zeitliche Aufwand für eine gutachterliche Tätigkeit im Auftrag der EU ist tatsächlich nicht
unerheblich. Für bis zu sechs Tage werden die Gutachterinnen nach Brüssel
eingeladen, häufig beschränkt sich der zeitliche Einsatz jedoch auf 3-5 Tage. Nach einer Einführung über
Anliegen und Vorschriften der Begutachtung werden die Anträge evaluiert.
Vorteile:
Der Aufwand wird mit einem
großzügigen Tagessatz honoriert. Vorteile für die Wissenschaftlerinnen ergeben
sich zum einen aus dem Reputationsgewinn als EU-Gutachterin, vor allem aber aus
den internationalen Vernetzungsmöglichkeiten, dem Einblick in die
Begutachtungspraxis von Forschungsanträgen der Europäischen Union und den
Möglichkeiten, unmittelbaren Einblick in den Stand der Diskussion und Forschung
aus dem eigenen Fachgebiet in anderen Ländern zu gewinnen.
Bewerbung:
Die Bewerbung als
Gutachterin für das 6. Forschungsrahmenprogramm kann direkt vorgenommen werden,
es bedarf keinerlei Vorschläge von Dritten. Die Wissenschaftlerinnen bewerben
sich direkt und werden in eine EU-Datenbank eingetragen; sie können dann bis
zum Jahr 2006 als Gutachterin beauftragt werden. Bereits im 5.
Forschungsrahmenprogramm registrierte Gutachterinnen müssen sich für das 6. FRP
neu registrieren lassen.
Grundsätzlich werden
Gutachterinnen aus allen Disziplinen gesucht. Daneben sind besonders solche
Wissenschaftlerinnen aufgerufen sich zu bewerben, die in ihrer empirischen und
theoretischen Arbeit Gender-Aspekte berücksichtigen, bzw. für
gender-spezifische Fragestellungen aufgeschlossen sind. Diese
Wissenschaftlerinnen werden gebeten, je nach fachlicher Ausrichtung, sich eines
der folgenden Schlagworte bei der Registrierung zuzuordnen:
- Women and science
- Gender mainstreaming
- Equal opportunities
- Gender studies
- Women’s studies
- Feminist studies
- History of women in science
Einzige formale Voraussetzung für eine Tätigkeit als EU-Gutachterin ist eine abgeschlossene
Promotion.
Die Registrierung als
EU-Gutachterin kann unter folgender Adresse durchgeführt werden:
http://www.cordis.lu/experts/fp6_candidature.htm
Weitere Informationen über
die Tätigkeit einer Sachverständigen unter:
http://www.cordis.lu/experts/fp6_candidature.htm
Ausschreibungen und Preise
Beratung für Marie Curie-Programm bei der Alexander
von Humboldt-Stiftung
Seit dem 1. Mai 2003 hat die
Alexander von Humboldt-Stiftung für das Bundesministerium für Bildung und
Wissenschaft (BMBF) die Aufgabe einer „nationalen Kontaktstelle der
Bundesregierung (NKS) für Humanressourcen und Mobilität“ im 6.
Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission übernommen. Als solche
berät die Humboldt-Stiftung Antragstellerinnen und Antragsteller für Marie
Curie-Maßnahmen.
Darüber hinaus hat das BMBF
die Humboldt-Stiftung als Mobilitätszentrum bei der Europäischen Kommission
benannt. Als solches ist die Humboldt-Stiftung erste Anlaufstelle für
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, die Forschung im
Ausland durchführen möchten sowie für solche, die aus dem Ausland kommend
Forschungsaufenthalte in Deutschland planen. Die Humboldt-Stiftung reiht sich
damit in ein Netzwerk von Mobilitätszentren ein, das die Mitgliedstaaten und
Assoziierten Staaten in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission
eingereichtet haben mit dem Ziel, die Beratung und Betreuung von mobilen
Wissenschaftlern zu verbessern.
Weitere Infos unter
http://www.humboldt-foundation.de/de/programme/mariecurie/index.htm
Impressum:
Herausgeberin:
Die Frauenbeauftragte
Universität zu Lübeck
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
e-Mail: voigts@medinf.mu-luebeck.de
Druck: Universität zu Lübeck
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